
Nathan Nico Schnitseler/Shenhar
*1.11.1924 in Enschede; ✡ 9.12.2014 Israel
Staatsangehörigkeit Niederlande, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Samuel Meijer Schnitseler *10.8.1893 in Amsterdam; ✡31.3.1944 Auschwitz
Mutter Marianne Cohen *22.9.1888 Amsterdam; ✡19.10.1942 in Auschwitz
Geschwister

Henri Schnitseler *30.6.1918 in Enschede; ✡31.3.1944 Auschwitz
Jacques Schnitseler *5.4.1920 in Enschede; ✡9.12.1943 in Auschwitz Monowitz
Jacob Schnitseler *22.2.1922 in Enschede; ✡1943
Beruf Landwirtschaftlicher Volontär; Schiffskapitän
Adressen Enschede, Kuijperdijk 1; Elden; Den Haag; Kiryat Chaim, Haifa

Heirat Henny Greta Anholt *23.4.1926 in Den Haag
Kinder zwei
Weiterer Lebensweg
Vater war Diamantenschleifer
Kibbuz Elden
15.3.1942 Nathan Schnitseler nach Abschluss seiner Hachschara in (?) nach Elden,

Juni 1941-Oktober 1942 für Chaluzim mit abgeschlossener Hachschara und Palästinazertifikat
Oktober 1942 Auflösung aller jüdischen Lager und Arbeitslager
4.10.1942 Razzia im Huize Voorburg, Verhaftung von 36 der 40 Chaluzim in Elden und Verbringung ins „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“, dazu zählen auch der Leiter von Huize Voorburg Ernst Cosmann, Kurt Pollack aus Bochum, Rosa Kratzer aus Dortmund und ihr Verlobter Gerd Sternlicht (*16.7.1924); Leo Goldschmidt (*26.7.1924) und Verlobte Clara Helena Leefsma (*15.9.1924)
4 Chaluzim bleiben zum Aufräumen zurück
Kamp Westerbork
Transport nach Hooghalen. Zu Fuß ins Kamp Westerbork. Die Bahntrasse Hooghalen-Westerbork wurde erst im November 1942 fertiggestellt.
In Westerbork blieb die gesamte Elden-Gruppe nach Intervention von Josef Samson („oude kampbewooner“) zunächst von den Deportationen zurückgestellt; dessen Sohn Manfred Shlomo Samson war ebenfalls Mitglied der Elden- Hachschara.
Vater Josef Samson, Leiter der Arbeitsverwaltung in Westerbork, Innendienst-Abteilung 5, arrangiert mit dem SS-Kommandanten Gemmeker, die Chaluzim als qualifizierte Landarbeiter auf Feldern außerhalb des Lagers einzusetzen. Neben dem Lager befand sich ein Bauernhof, genannt Schattenberg, den sie bewirtschafteten und dies Hachschara Westerbork nannten. Diese Pioniere, nicht nur aus Elden, wurden nach ihrem Leiter Josef Klijnkramer als „Kleinkramer-groep“ bezeichnet.
Als Nico Schnitseler einmal einen Chaluzim im Ziekenhuis des Kamps besucht, lernt er dessen Bettnachbarin Henny Anholt kennen.
14.9.1943 Deportation der über 20-jährigen Chaluzim nach Auschwitz; auf diesem Transport befanden sich mehrere orthodoxe Chaluzim u.a. Ernst Cosmann, Heinz Friedländer, Arnold Erlanger, Karl Elias und Erwin Moses.
Die Chaluzim unter 21 Jahren mit Palästina Zertifikat nach abgeschlossener Hachschara erhielten eine Palästina-Verklaring als „Austauschjuden“; sie sollten gegen Deutsche, die in Palästina („Templer“) oder einem anderen Staat des Britischen Empire lebten.
Westerbork-Auschwitz
16.10.1942 Beide Eltern und die Brüder Henri und Jacques auf dem Transport von 1710 Juden von Westerbork nach Auschwitz
Bruder Jakob soll Ende 1943 nach Frankreich gegangen und in den Pyrenäen verletzt umgekommen sein
Sternlager Bergen Belsen
Ab dem 14.9.1943 bis 19.5.1944 kamen etwa 3572 Häftlinge aus Westerbork in sieben Transporten direkt nach Bergen-Belsen, unter anderem Juden mit doppelten Staatsbürgerschaften, Diamantschleifer mit ihren Familien und diejenigen, die auf einer Einreiseliste für Palästina standen.
Die „Austauschjuden“ kommen in das Sternlager Bergen-Belsen, einem vom eigentlichen Konzentrationslager abgetrennten Bereich; sie dürfen weiterhin ihre Zivilkleidung mit dem „Stern“ tragen.

1.2.1944 Nathan Schnitseler auf dem Transport von 908 „Austauschjuden“ ins Sternlager von Bergen Belsen
Der Verlorene Zug
10. 4.1945 Evakuierung der Austauschjuden von Bergen-Belsen in drei Transportzügen mit dem Ziel Theresienstadt; Heinz Frankl und Nathan Nico Schnitseler (*1.11.1924, Enschede) auf dem dritten Transport, dem „Verlorenen Zug“.
Nach tagelanger Irrfahrt Zwischenhalt in Senftenberg; Robert Heiden Heimer (*23.6.1927, Amsterdam) schrieb am 6.8.1993 folgenden Bericht über die Befreiung von Heinz Frankl und Nico Schnitseler in Senftenberg:
„Der Zug hielt tagsüber häufig für mehrere Stunden an. Diejenigen Reisenden, die noch stark genug waren, machten sich auf die Suche nach Essbarem, da sie weder im Zug etwas zu essen bekamen noch von den Wachen daran gehindert wurden. Das taten auch Nico Schnitzler und Heinz Frankl, kurz bevor der Zug schließlich befreit wurde. Als sie zurückkamen, war der Zug abgefahren. Sie wurden von einem deutschen Zivilwächter entdeckt, der sie festnahm, ins nächste Dorf brachte und im örtlichen Gefängnis einsperrte. Am nächsten Morgen wurden sie freigelassen. … Niemand schien sich mehr um sie zu kümmern, und die Leute begannen nervös zu fliehen. Sie liefen also einfach durch das Dorf, um nach Nahrung zu suchen, und legten sich abends in einen Heuhaufen zum Schlafen. Sie wachten auf, als russische Truppen durch das Dorf fuhren.“
Nach Verhör durch eine russische Offizierin marschieren sie zu Fuß nach Tröbitz, finden den Ort aber abgesperrt wegen der „Typhus“ Epidemie.
23.4.1945 Irrfahrt des Verlorenen Zuges endet an der gesprengten Elsterbrücke; Ankunft Tröbitz.
Befreiung durch die 1. Ukrainische Front der Roten Armee, General Tschukow
12.5.1945 Schnitzeler hält die Abschiedsrede für die am Folgetag abreisenden niederländischen und französischen befreiten Häftlinge (Auszug):

9.6.1945 Nico Schnitseler im DP Camp Eindhoven N 21 registriert
25.8.1945 Heinz Frankl in einem DP-Assembly Center in Belgien B 10 registriert
Nathan Schnitseler schreibt über das Wiedersehen mit Henny Anholt:
„Nach dem Krieg trafen wir uns im Rahmen der Neugründung der Jugendbewegung „Hechaluz“ in Den Haag wieder.“
Die beiden verloben sich.

5.5.1948 Heirat in Den Haag mit Henny Anholt
10.4.1949 Alija des Ehepaar Schnitseler nach Israel
Gedenken
6.3.1999 Pages of Testimony für die Eltern und die drei Brüder von Nathan Shenhar
Grabstein für
Quellen
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://www.gfh.org.il/eng/Archive
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130251980
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947