Dymschitz Leon

Leon Dymschitz

*10.3.1914 in Stuttgart; ✡ 18.3.1986

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Sana Elieser Dymschiz/ Zametschek *2.2.1880 in Dubrowinsk; ✡ Riga

Mutter Chasja Zuckermann *10.4.1882 in Dubrowinsk, Belarus; ✡ Riga

Geschwister

Esther Emma Dymschiz *25.8.1906 in Berlin; ✡25.4.1973 in Middlesborough; oo Julius Engländer (*7.7.1905, ✡April 1962)

Oskar Dymschiz*10.3.1928; ✡13.5.2005 Middlesborough

Max Dymschiz ?

Sophie Dymschiz *1909; ✡1916 in Stuttgart

Beruf Landarbeiter

Adressen Stuttgart, Landhausstraße 198, Talstraße 4; Ellguth

Heirat Juni 1939 in Falkenberg Ruth Falkenstein *10.3.1917 Stuttgart; ✡10.2.2000

Schwiegereltern Louis Levi Falkenstein und Sofie Steinheller

Kinder zwei

Eli Dymschiz

Tochter Dymschiz; oo Shmuelof

Weiterer Lebensweg

Flucht der Eltern aus Russland

1908 Ortswechsel von Berlin nach Stuttgart

Ca 1929 Leon als Kaufmännischer Lehrling bei der jüdischen Textilfabrik ISCO; hier lernt er später auch Ruth Falkenstein kennen.

1933 Kabelattentat

Februar 1933 „Stuttgarter Kabelattentat“, bei dem die Übertragung der Rundfunkrede Hitlers aus der Stadthalle durch zwei Axthiebe auf das Sendekabel abgebrochen wurde. Die Gestapo sucht nach Leon, kann ihn aber nicht finden.

Novemberpogrom

10.11.1938 Verhaftung des Vaters in Stuttgart

15.11.1938 Einweisung in das KL Dachau

22.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Dachau

Frühjahr 1939 Bruder Oskar mit Kindertransport nach England

Sommer 1939 Schwester Esther mit Domestic permit nach England

29.9.1939 Schwester Esther in bei britischem Census als Hausmädchen in der Familie Anstey, Matford House, Exeter, Devon

Das Lehrgut Ellguth

Die Eröffnung des Lehrgutes Ellguth in Steinau bei Falkenberg/Klein-Schnellendorf erfolgte in Trägerschaft des Hechaluz am 19.12.1937. Die Leitung wurde Edgar und Elly Freund von der „Jüdischen Jugendhilfe Berlin“ übertragen. Zur Eröffnung kam als Madrich für die Landwirtschaft Georg Josephsthal, zuvor Generalsekretär des Hechaluz und im Merkas des Habonim. Seine Frau Senta übernahm die Milchwirtschaft des Gutes. Als landwirtschaftlicher Inspektor wurde der Nichtjude Bless eingestellt. Bis zu 100 Chaluzim wurden hier ausgebildet.

Im August 1938 mussten Georg und Senta Josephthal, im September das Ehepaar Freund nach Warnungen vor der Gestapo das Gut verlassen. Nachfolger wird Fritz Wolff.

Polenaktion

28.10.1938 Bei der „Polenaktion“ wurden auch aus Ellguth wie in anderen Hachscharalagern polnischstämmige Chaluzim abgeschoben. Diese konnten aber oftmals illegal wieder zurückkehren.

Novemberpogrom

10. 11.1938 zwei Jugendliche aus Breslau mit Motorrad berichten über die Pogromexzesse. 10.11.1938 nachmittags erscheint ein örtlicher Polizist, um Waffen zu suchen

10.11.1938 Mob aus Bauern und SA überfällt das Gut, alle Bewohner werden auf LKW in das Polizeigefängnis Oppeln gebracht; die erwachsenen Männer werden nach Buchenwald transportiert, Frauen und Jungen wieder entlassen.

Nach der Entlassung flüchten einige wie Erich Heumann in die Niederlande ins Werkdorp

Januar 1939 Wiedereröffnung des Lagers Ellguth durch den BACHAD mit 40 Chaluzim; Die Leitung übernahm Armin Duschinski aus Wien.

17.5.1939 Leon Dymschitz bei Minderheiten-Volkszählung mit 84 Juden in Falkenberg, Klein Schnellendorf und mit den Eltern in Stuttgart, Talstraße 4 gemeldet

Juni 1939 Heirat in Falkenberg mit Ruth Falkenstein

Alija beth auf der SS HILDA – Sonderhachschara 2

12.10.1939 Bahnfahrt von Leon und Ruth Dymschitz mit 29 Chaluzim aus Ellguth ab Breslau nach Wien; die zweite Hälfte des Transportes kam von Berlin über Frankfurt und Passau nach Wien.

14.10. 1939 Ankunft in Wien, über die Schwarzmeerroute Bratislava, Budapest, Belgrad, Bukarest

6.11.1939 Ankunft in Sulina, Schwarzmeer-Hafen

26.11.1939 Abfahrt mit 729 Passagieren auf der SS HILDA

15.1.1940 hinter den Dardanellen von britischer Marine gestoppt und geentert

22.1.1940 Ankunft vor der Dreimeilen-Zone vor Haifa

24.1.1940 Britische Mandatsbehörden verweigern die Landung

29.1.1940 Ankunft Haifa nach Abschluß von Verhandlungen zwischen Sochnut (Jewish Agency) und britischer Mandatsregierung

29.1.1940 mit Bussen in das Internierungslager nach Athlit verbracht

15.2.1940 20.2.1940 Registrierung von Ruth Dymschitz in Athlit; sie gibt als Referenz an August Litsch , als Gemeindeältesten Rabbiner Dr. Rigo Kabin (Dokument D/763/40/CHU);

18.2.1940 Entlassung der Frauen aus dem Lager

20.2.1940 Registrierung von Leon Dymschitz in Athlit; er gibt als Referenz an Falkenstein, Landhausstraße 47 in Stuttgart und Horowitz, Seestraße 52 in Stuttgart, als Gemeindeältesten Dr. Rejer, Stuttgart, Gänsheide 22 (Dokument D/1095/40/CHU);

29.7.1940 Entlassung der Männer aus dem Lager Athlit

Stuttgart-Riga Jungfernhof

1939 Zwangsumzug der Eltern in das Judenhaus Kernerstraße 11

20.11.1941 Anschreiben der jüdischen Kultusvereinigung Württemberg an alle zur „Evakuierung“ gelisteten Juden: 

 “Auf Anordnung der Geheimen Staatspolizei haben wir Sie davon zu verständigen, dass Sie und ihr oben bezeichnetes Kind zu einem Evakuierungstransport nach dem Osten eingeteilt sind.  Sie haben sich ab Mittwoch, dem 26.11. in Ihrer jetzigen Unterkunft bereit zu halten.”

26.11.1941 Beginn der Internierung in den Ausstellungshallen auf dem Killesberg Stuttgart

Beide Eltern verbracht ins Sammellager auf dem Killesberg

1.12.1941 Transport vom Inneren Nordbahnhof Stuttgart nach Riga

4.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Lager Jungfernhof

Der Jungfernhof (ursprünglich ein geplanter SS-Gutsbetrieb) in der Nähe der Bahnstation Skirotava diente der SS zur behelfsmäßigen Unterbringung von Juden in Notquartieren und als Reservoir von Arbeitskräften für Salaspils.

Vier Transporte im Dezember 1941 zum Jungfernhof

30.11.1941 -2. 12.1941 1008 Personen aus dem Sammellager Langwasser in Nürnberg

1.-4.12.1941 Stuttgarter Transport von 1013 Juden aus dem Sammellager Killesberg in Stuttgart

3.-6.12.1941 aus Wien 1001 Juden zum Jungfernhof

6.-9. 12.1941 Transport von 964 Personen aus Hamburg, Lübeck und Danzig (Ziel zuvor Minsk)

10.1.1941 Transport aus Wien ins Ghetto, ein Teil in den Jungfernhof

4.12.1941 Appell und Selektion bei der Ankunft; 200 Männern aus den ersten Transporten vom Jungfernhof zum Aufbau nach Salaspils

Aktion Dünamünde

26. 3.1942 Busse und LKWs fahren auf den Jungfernhof, um Frauen und Kinder angeblich in eine Konservenfabrik mit besseren Unterkunfts- und Arbeitsbedingungen zu bringen Die Fahrzeuge biegen aber von der Hauptstraße ab in den Wald von Bikernieki. Dort werden an diesem Tag etwa 1500 Menschen erschossen.

Nur etwa 450 Arbeitskräfte bleiben zurück.

Gedenken

31.3.1956 Pages of Testimony für die Eltern von Leon Dymschiz

Grabstein für Ruth und Leon Dymschiz auf dem jüdischen Friedhof Steinhaldenfeld, Stuttgart

Sophie Dymschitz wurde 1916 in jüdischen Bereich des Pragfriedhofs Stuttgart beigesetzt.

Stolpersteine für die Eltern in Stuttgart, Landhausstraße 198

Bild für Chassia Dymschitz von Eliana Hamilton 2022

Quellen

Sana und Chassia Dymschiz, Landhausstr. 198

www.stolperkunst.de/druckprojekt-mit-jugendlichen-in-stuttgart-ost/

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/

Rudolf Stern (Chawer aus Dortmund), Meine Aliyah – 13. Oktober 1939 – 29. Januar 1940; unveröffentliches Manuskript, 1987

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11200923

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10636254

https://www.myheritage.de

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/12

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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