Aptowitzer Berta

Berta Bertel Aptowitzer

*11.5.1921 in Wien; ✡ 2015 in Israel

Staatsangehörigkeit Österreich

Religion jüdisch

Vater Julius Juda Leib Aptowitzer *10.2.1893 in Tarnopol; ✡29.11.1941 in Kaunas

Heirat der Eltern 14.9.1919 in Ottakring, Wien

Mutter Erna Esther Gerstenblüth *25.7.1895 in Suchostaw; ✡29.11.1941 in Kaunas

Geschwister

Frieda Feiga Batya Aptowitzer *10.3.1924 in Wien; ✡ 29.11.1941 in Kaunas

Renee Rebecca Aptowitzer *13.3.1930 in Wien; ✡ 29.11.1941 in Kaunas

Beruf Landwirtschaftliche Volontärin

Adressen Wien, Börsegasse 7/4; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam

Verlobt mit Dr. J. Cohen in Palästina

Heirat 1947 Zwi Wunsch Shaniv *11.1.1915 Wien; ✡11.6.1972 Israel

Kinder zwei

Weiterer Lebensweg

„Anschluss“ Österreichs 1938

Nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der Wehrmacht erfolgte am 13. März 1938 der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich

17.5.1938 Antrag des Vaters Juda auf Untestützung zur Emigration der ganzen Familie bei der Jüd. Kultusgemeinde Wien; Ziel Nordamerika oder auchg Süd-Amerika

25.11.1938 Bertha Aptowitzer zur Hachschara ins Joodse Werkdorp Wieringermeer

Werkdorp Nieuwe Sluis

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage

2.1.1938 formal bedingte Ummeldung aller Bewohner von der Gemeinde Barsingerhorn nach Wieringermeer

Auflösung des Werkdorp

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes

20.3./26.7.1941 abgemeldet nach Amsterdam, Velasquezstraat 9

Jeugdhuis Plantage Franschelaan 13 in Amsterdam

10.11.1941 Nachdem durch Freizug der Wohnungen, das Haus auf der Plantage Franschelaan 13 in Amsterdam verfügbar wurde, Eröffnung des Jeugdtehuis des Joodse Raad

10.11.1941 Aufnahme Bertel Aptowitzer als Haushilfe im Jugendheim des Joodse Raad Plantage Franschelaan 13 in Amsterdam

Siegfried Rosenthal wird als Koch eingestellt.

10.11.1941 Berta Aptowitzer, Karola Frohmann, Adolf Frohmann mit Tochter Eva Gert Herz, Gerhard Hirsch, Hans Joseph, Eva Laufer mit Sohn Martin Laufer und Neffe Franz Laufer, Günter Levy, Hajo Meyer, Harald Rosenbach, Ernst Rosenbaum, Norbert Schweitzer und Hans Stern zur Eröffnung ins Jugendheim des Joodse Raad, Plantage Franschelaan 13

Zunächst hat Karola Frohmann die Leitung der Hauswirtschaft; die Familie Frohmann wechselt aber am 16.12. 1941 in den Kibbuz Laag en Keppel, sodass Eva Laufer diese Position übernimmt.

Viele Werkdorper wurden nach der Auflösung des Werkdorps hier untergebracht, vor allem die älteren, später durften auch jüngere Geschwister hier wohnen. Das Gebäude gehörte dem Joodse Raad, ebenso wie das Haus auf der Nicolaas Witsenkade 14, wo auch Werkdorper wohnten. Hier wohnten zwischen November 1941 und April 1943 67 Personen, davon 44 Werkdorper

1.6.1942 Günter Schwarzschild in die Fransche Laan 13

Erste Razzia in der Franschelaan

15.7.1942 in der Dritten Großen Amsterdamer Razzia werden auch die Bewohner des Jeugdhuis verhaftet und nach Hooghalen deportiert; u.a.:

Gert Herz, Günter Levy, Hans Stern, Harald Rosenbach, Horst Levi, Gerhard Hirsch, Erwin Eichengrün,

 7 Km zu Fuß ins Kamp Westerbork, Registrierung in der großen Halle und unmittelbar zu Fuß zurück nach Hooghalen

Erst ab November 1942 gab eine eigene Bahnlinie und Station im Kamp Westerbork; Juli-November mussten die Deportierten von und zur Station Hooghalen zu Fuß laufen.

15.7.-17.7.1942 Erster großer Massentransport aus den Niederlanden ab Hooghalen nach Auschwitz

Zweite Razzia in der Franschelaan – Kamp Westerbork

26.5.1943 die Bewohner des Jeugdhuis Franschelaan werden bei einer Razzia verhaftet und nach Westerbork deportiert; Berta Aptowitzer eingewiesen in das polizeiliche Judendurchgangslager zusammen mit Martha Eibschütz, Kurt Elias, Ruth Karlsberg, Eva Laufer mit Sohn Martin Laufer, Ernst Rosenbaum, Grete Schramm,  Norbert Schweitzer, Herta Tombowsky und Herbert Tombowsky, Martin Uffenheimer, alle Baracke 60

1.2.1944 Bertel Aptowitzer auf dem dritten Transport von 908 „Austauschjuden“ von Westerbork ins Sternlager Bergen Belsen

Transport 222 – 3. deutsch-palästinensischer Zivilgefangenenaustausch

Ab dem 14.9.1943 bis 19.5.1944 kamen etwa 3572 Häftlinge aus Westerbork in sieben Transporten direkt nach Bergen-Belsen, unter anderem Juden mit doppelten Staatsbürgerschaften, Diamantschleifer mit ihren Familien und diejenigen, die auf einer Einreiseliste für Palästina standen.

Die „Austauschjuden“ kommen in das Sternlager Bergen-Belsen, einem vom eigentlichen Konzentrationslager abgetrennten Bereich; sie dürfen weiterhin ihre Zivilkleidung mit dem „Stern“ tragen.

26.4.1944 von den etwa 1.300 Austauschjuden mit Palästina-Zertifikat werden 272 ausgewählt, vor allem Mitarbeiter des Joodse Raad Amsterdam und deren Familienangehörigen. Sie sollen ausgetauscht werden gegen „Deutsche Templer“, eine Sekte in Jerusalem.

Die Hoffnung auf den Templer-Austausch zerschlägt sich für die meisten im Sternlager

Ende Mai 1944 Reduktion auf die endgültigen 222; Unterbringung in abgesonderter Baracke

Vier Wochen Wartens nach Absage des ursprünglichen Termins

29.6. 1944 222 Austauschjuden aus Bergen-Belsen mit dem Zug über Nürnberg nach Wien; hier kommen noch 61 Engländer und US-Amerikaner aus den Internierungslagern Vittel und Laufen (Salzach) hinzu. Die Fahrt geht über Budapest, Sofia nach Istanbul. In Wien, Istanbul und Aleppo wurden jeweils die Züge gewechselt; den Bosporus überquerte ein Ausflugsdampfer, der die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges auf der asiatischen Seite von Istanbul mit einer mehrstündigen Rundfahrt überbrückte. Ab Aleppo über Beirut erreichte der Transport schließlich Haifa in Palästina.

10.7.1944 Ankunft des Transports in Haifa

Massenerschießung in Kaunas

23.11.1941 beide Eltern und Schwestern auf dem Elften Transport von Wien nach Kaunas; 27.11.1941 Ankunft in Kaunas,Einsperrung im Fort IX

29.11.1941 nach Ankunft der Juden aus Frankfurt/Main Massenerschießung zusammen mit den zuvor Eingetroffenen aus Berlin und München; vom Einsatzkommando 3 der Einsatzgruppe A des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD wurden insgesamt 2934 Menschen im Fort IX außerhalb der Stadt erschossen.

29.11.1941 Tod der Eltern und Schwestern bei Massenerschießung in Fort IX in Kauen

Gedenken

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130252220

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130252221

https://acrobat.adobe.com/id/urn:aaid:sc:EU:3788160f-e50b-425a-b9a8-a092142001f1

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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