Fenelon Fania

Fania Goldstein verh. Perla geb. Goldstein

*2.9.1908 in Paris; ✡ 19.12.1983 in Paris

Es werden nur die Rahmendaten präsentiert, da umfangreiche Literatur vorhanden

Künstlername „Fenelon“

Staatsangehörigkeit Französin

Religion „Halbjüdin“

Vater Jules Goldstein *ca 1885 in Rostow/Don; ✡3.1.1933 in Paris

Mutter Marussia Davidowna Bernstein; ✡ 1940 in Paris

Geschwister

Leonide Goldstein * 2.4.1914 in Paris; ✡19.6.1988 in Belle Mead, USA

Michel Goldstein *19.6.1919 in Paris; ✡30.3.2013

Beruf Sängerin in Pariser Nachtclubs

Adressen Paris; Berlin (Ost) Unter den Linden

Heirat vor 1940 Silvio Perla

Kinder

Weiterer Lebensweg

Besuch der Musikhochschule „Conservatoire de Paris“

Januar 1943 verhaftet als Informantin der Resistance

20.1.1944 Deportation mit 1155 Häftlingen von Drancy mit Claire Monis nach Auschwitz

22.1.1944 an der Rampe in Auschwitz wird sie zur Zwangsarbeit selektiert und bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 74862 in den linken Unterarm tätowiert.

Das Mädchenorchester in Auschwitz

Auf Betreiben der SS-Oberaufseherin des Frauenlagers Maria Mandl beruft Lagerkommandant Rudolf Höss eine Versammlung der Kapo’s von Auschwitz-Birkenau ein, mit dem Auftrag, nach geeigneten Mitgliedern für ein zu gründendes Frauenorchester zu suchen als Pendant zum bereits bestehenden Männerorchester.

Mandl wurde im November 1944 nach Mühldorf versetzt, Außenlager von Dachau. Im Krakauer Auschwitz-Prozess zum Tode verurteilt – 1948 vollstreckt

Maria Mandl, beauftragt Zofia Czajkowska weitere Mitglieder zu suchen, ihr gelingt es aber nur, vier weitere Musikerinnen zu rekrutieren: Stefania Baruch, Danuta Kollakova, Maria Mosz, Jadwiga Zatorska

Ab April 1943 dürfen auch jüdische Musikerinnen aufgenommen werden

Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943, die ersten jüdischen MItglieder

„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“

Der Block trug die Nummer 12, ab Herbst 1943 Nummer 7 im Frauenlagerblock BI

Anfang Mai Ruth Basinski und Charlotte Grunow folgen als weitere Musikerinnen aus dem 37. Osttransport

Juni 1943 offizieller Arbeitsbeginn des Orchesters.

August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“

25.1.1944 Fania Fenelon noch im Quarantänelager von Maria Mandl für das Orchester als Sängerin aufgenommen für Gesang und Piano

Alma Rose überträgt ihr die Orchestrierung

4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, ✡4.4.1944 in Auschwitz aus ungeklärter Ursache)

April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen

„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“

18.8.1944 Fania Perla steht auf der Laborliste Zeile 1

 „Laboruntersuchungen des SS-Hygiene-Instituts Auschwitz, betreffend Urin-, Blut-, Stuhl- und Sputumproben sowie Rachenabstriche von Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz“

Insgesamt 23 Orchestermitglieder, u.a.:

Helene Dunicz, Jadwiga Zatorska, Fanny Kornblum, Lilly Mathe, Kazimiera Malys, Christa Budzinska, Maria Mosz, Regina Kuperberg, Eva Benedek, Lotte Lebeda,  Fanny RubakCharlotte Grunow, Olga Losowa,  Lola Croner, Helene Rounder, Bronia Labusa, Sonia Winogradowa, Maria Galewa.

Diese Tests erfolgen vermutlich vor einer geplanten Verlegung der Frauen in die Kleiderkammer im Lagerbereich „Kanada“.

16.9.1944 Esther Loewy (Bejarano) als „Vierteljüdin“ als einzige aus dem Orchester auf dem „Mischlingstransport“ ins KL Ravensbrück

30.10.-1.11.1944 Verlegung von 31 jüdischen Mitgliedern des Mädchenorchesters auf einem 1000er-Transport aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen.

Die „arischen“ Mitglieder des Orchesters bleiben in Auschwitz:

Alla Gres, Jozefa Maria Bielakowska, Henryka Brzozowska, Stefania Buchalska, Zofia Cykowiak, Sofia Czajkowska, Helena Dunicz, Maria Galewa, Jadwiga Kollak, Bronia Labusa, Irena Lagowska, Maria Langenfeld, Olga Losowa, Kazimiera Malys, Maria Mosz, Ewa Stojowska, Irena Walaszczyk, Sonia Winogradowa, Jadwiga Zatorska.

November 1944 die russischen Kriegsgefangenen Alla Gres, Aleksandra Makarova, Bronia Labusa, Bronislawa Wierznik, Maria Galewa, Olga Losowa, Sonia Winogradowa werden aus Auschwitz deportiert mit unbekanntem Ziel

18.1.1945 Hendryka Brzozowska gelingt die Flucht bei Evakuierung

Januar 1945 Ankunft zweier „arischer“ Musikerinnen in Bergen Belsen: Ewa Stojowska, Stefania Buchalska

Ewa Stojowska wird Blockälteste von Block 201

Fania Fenelon kommt mit hochfieberhaftem Typhus ins Krankenrevier.

Kurz vor der Befreiung kommt noch die SS-Aufseherin Irma Grese zu ihr und verabschiedet sich: „Du darfst nicht sterben!“

Charlotte Croner, Julie Stroumsa und Ibolya sterben in Bergen-Belsen

15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen

Sie spielt für die BBC auf einem völlig verstimmten Klavier „God save the Queen“

29.4.1945 Befreiung in Ravensbrück von Irena Lagowska, Kazimiera Malys, Maria Mosz

2.5.1945 die Gruppe der „arischen“ polnischen Widerstandskämpferinnen wird befreit im Ravensbrück-Außenlager Neustadt Glewe: Maria Langenfeld, Jadwiga Kollak, Helena Dunicz, Irena Walaszyk, Jozefa Bielakowska, Jadwiga Zatorska, Zofia Cykowiak, Sofia Czajkowska

17.5.1945 Rückkehr nach Paris mit LKW

1956 mit ihrem Partner Aubrey W. Pankey nach Ost-Berlin, Unter den Linden

Dozentin für Chanson an der Leipziger Theaterhochschule „Hans Otto“

9.5.1971 Tödlicher Autounfall von Audrey Pankey in Berlin; Rückkehr nach Paris

19.12.1983 Tod in Paris an Krebs

Gedenken

Quellen

Fania Fenelon, Sursis pour l’orchestre, 1976

Fania Fénelon, Das Mädchenorchester in Auschwitz, 22. Auflage, dtv, 2016

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81967955

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/555609

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/555610

Helena Dunicz, Wege meines Lebens: Erinnerungen einer Geigerin aus Birkenau, 2013

Serie eines autobiografischen Berichts von Lili Bernstein 1960 in der Zeitung „News of the World“

http://thegirlsintheauschwitz.band/

https://yvng.yadvashem.org/ad

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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