Joskowicz Szmul

Szmul Kiwa Joskowicz

*10.10.1925 in Dabrowa bei Kielce

Staatsangehörigkeit

Religion jüdisch

Vater Haim Ben Menachem Joskowicz *1901 in Dabrowa; ✡ 1942 in Treblinka

Mutter Sara Bat Josef Goldbach; ✡ 1942 in Treblinka

Geschwister

Moshe Joskowicz *1922 in Kielce; ✡ 1942 in Treblinka

Feiga Joskowicz *1927 in Kielce; ✡ 1942 in Treblinka

Herschel Joskowicz *1932 in Kielce; ✡ 1942 in Treblinka

Beruf Schuhmacher;Fabrikarbeiter, landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Dabrowa; Kielce, ul. Starowarszawska; Hattenhof Nr. 36; Afikim; Netzer Sereni

Heirat Chava Landgarten*5.10.1926 in Osiek

Kinder

Sarale Margalit Landgarten

Weiterer Lebensweg

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen

4.9.1939 Besetzung von Kielce

Das Ghetto Kielce

31.3.1941 Errichtung des Ghetto Kielce, großes und kleines Ghetto

6.4.1941 Abriegelung des Ghettos

Szmul Joskowicz zur Zwangsarbeit außerhalb des Ghetto Kielce bei der „Ostbahn“

Szmul Joskowicz berichtet über den Judenrat von Kielce und die Ghettopolizei:

„Jetzt werde ich ein wenig über die Beziehungen zwischen den Juden erzählen. Ich möchte nicht sagen, dass viele Juden böse waren, aber im Judenrat, in der jüdischen Polizei – einige trugen Uniformen mit Dienstgraden und Sternen darüber – einige taten Dinge, die sie nicht hätten tun sollen. Da war noch ein Polizeichef, sein Name war Schindler, er war auch ein guter Mann.Es gab einen namens Spiegel – er war ein Drecksack.Nur der Teufel kann so etwas erschaffen.Er würde den Juden Tag und Nacht, wann immer möglich, Ärger machen.

20.-24.8.1942 Auflösung des Ghetto Kielce, Szmul Joskowicz gehört zu der Gruppe von 2.000 jüdischen Arbeitern im kleinen Ghetto zur Verwertung zurückgelassenen Besitzes und Aufräumarbeiten

Sommer 1942 -6.6.1943 Szmul Joskowicz  zur Zwangsarbeit in der HASAG-Munitionsfabrik in Kielce;

November 1942 die im Versteck in Staszow aufgegriffenen Geschwister Chawa, Hersz und Esther ebenfalls zur Zwangsarbeit in der HASAG-Munitionsfabrik in Kielce; von da an geht er mit Hersz Landgarten (*3.5.1925 in Osiek) den gleichen Weg

Mai/ Anfang Juni 1943 Deportation eines Teil der jϋdischen Lagerinhaftierten aus Kielce in die Arbeitslager in Starachowice, Skarżysko-Kamienna, Pionki und Bliżyzna

Szmul Joskowicz und Hersz Landgarten mit der Bahn zunächst zum HASAG-Werk in Tschenstochau, dort abgewiesen wegen Überfüllung, ebenfalls in Radomsk abgewiesen; Weitertransport von 55 Gefangenen auf Lastwagen und mit der Bahn nach Przedborz  bei Lodz, wo sie ein provisorisch mit Stacheldraht umzäuntes Lager aufbauen und Panzergräben ausheben müssen

Das Arbeitslager Przedborz bestand von Juli bis Oktober 1944

Hersz Landgarten und Szmul Joskowicz für einige Wochen in diesem Lager, dann werden die zuvor bei der HASAG in Kielce beschäftigten Arbeiter aufgerufen und nach Buchenwald deportiert

9.9.1944 Ankunft im KL Buchenwald; Szmul Joskowicz bekommt die Häftlingsnummer 84977, Landgarten die Nr. 84972,; Unterbringung im Kleinen Lager, Baracke 63; später im Hauptlager im Block 23 für jüdische Jugendliche

Die Arbeitskommandos in Buchenwald

Nach der Quarantäne von Hersz Landgarten und Szmul Joskowicz:

23.9.1945 Ako. 45 Baukommando SS-Lazarett, Steine schleppen

Das Buchenwald Außenlager Niederorschel

7.10.1944 eine Gruppe als angebliche Schlosser in das Buchenwald-Außenlager in Niederorschel; „Langenwerke AG”, in Obereichsfeld nahe bei Worbis, Junkers Flugzeug- und Motorenwerke Dessau AG:

David Anzlewicz, Fischel Baruch, Haim Berlinerblau , Szmul Joskowicz, Josef Kornreich, Juda Kuperberg, Szlama Lajzerowicz, Hersz Landgarten, Chaim Pinkusiewicz, Majer Skorecki, Mosze Sztern, Josef SztucbergOskar Wassermann

30.11.1945 Szulim Szwajcer ins Außenlager Niederorschel, Kommando „No“

13.12.1945 eine weitere Gruppe wird nach Niederorschel überstellt: u.a.

Wolf Gor und Samuel Birk

1.4. 1945 Auflösung des Lagers in Niederorschel; Todesmarsch der 527 verbliebenen Häftlinge nach Buchenwald zusammen mit den o.a.Chawerim

Zwi Landgarten berichtet von der Flucht von Haim Berlinerblau:

 „Zwei Chawer versteckten sich. Wir erfuhren, dass die Amerikaner in unsere Richtung vorrückten, und plötzlich war die Hoffnung groß. Den beiden Flüchtigen gelang es. Einer von ihnen war Haim Berlinerblau. Als wir an diesem Tag das Kommando erhielten, stellten sie fest, dass sie vermisst wurden, begannen mit der Suche, konnten sie aber nicht finden. Wir hatten keine Zeit und gingen weiter, waren aber zufrieden, dass wir Zeit mit der Suche verschwendet hatten. Wir versuchten ständig, langsamer zu werden und Zeit zu gewinnen, weil wir wussten, dass die Amerikaner nah dran waren. Und wir waren auf dem Weg nach Buchenwald.“

10.4.1945 Ankunft von 425 Häftlingen im Stammlager Buchenwald, am Vorabend der Befreiung

11.4.1945 Befreiung in Buchenwald

Szmul Joskowicz lässt sich als Hilfspfleger in der als Notlazarett für die kranken Häftlinge eingerichteten ehemaligen Wehrmachtskaserne anwerben.

Es kamen auch polnische Zwangsarbeiterinnen in den Block, berichtet Joskowicz:

Als das Krankenhaus fertig war, brachten sie polnische Mädchen in den Block – es gab Fälle, in denen sie polnische Mädchen zur Arbeit nach Deutschland schickten – und wir mussten Zimmer organisieren, sie registrieren und in der Zwischenzeit nach jüdischen Frauen unter ihnen suchen.Eine davon ist sogar hier – Naomi Weinberg-Appelbaum;“

Als die beiden Schwestern Esther und Chava Landgarten auf der Suche nach ihrem Bruder Hersz Landgarten  in Buchenwald bei Jehuda Luksenburg nachfragen, leitet dieser sie weiter an Szmul Joskowicz; so kommen die Schwestern auf den Hof Egendorf

Kibbuz Buchenwald I auf Hof Egendorf

April 1945 Die ehemaligen Buchenwald-Häftlinge und Leiter von zionistischen Gruppen im Lager Elias Grynbaum, Heinrich Chaskel Tydor und Moritz Zauderer wenden sich an Herschel Schacter (1917-2013), Rabbi der US-Army in Buchenwald mit der Bitte um Unterstützung, die zunehmend verwilderten jüdischen Jugendlichen aus dem Lager herauszubringen.

3.6.1945 eine erste Gruppe von 16 Chaluzim zieht auf den Hof Egendorf bei Blankenhaim, u.a. Hersz Landgarten, Szmul Joskowicz, Abraham (Ahuvia), Samuel und Chaim Gottlieb, Simcha Dymant, Alex Grynbaum, Yehezkel Tydor und Moritz Zauderer. Sie nennen ihn „Kibbuz Buchenwald“.

Szmul Joskowicz kommt etwas später nach Egendorf.

Anfang Juni Gründungsfeier und Benennung in „Kibbuz Buchenwald“; Rabbi Schacter teilt mit, dass gemäß dem Potsdamer Abkommen das Land Thüringen von der US-Army der russischen Militärverwaltung unterstellt werden würde.

Noch am selben Abend beschließen Grynbaum, Tydor und Zauderer den Wechsel des Kibbuz in die amerikanische Zone

Kibbuz Buchenwald II auf dem Gehringshof

24.6.1945 53 Chawerim aus Egendorf auf den Gehringshof; Abraham Gottlieb (Ahuvia) in seinem Tagebuch:

24.6.1945 53 Chawerim aus Egendorf auf den Gehringshof; Abraham Gottlieb (Ahuvia) in seinem Tagebuch:

„Wir kamen mit 53 Freunden nach einer stundenlangen Fahrt in einem Bus und zwei LKWs auf einer Berg- und Talstraße nach Gehringshof bei Fulda an.“

Sommer 1945 Kibbuz Buchenwald/Gehringshof wird offiziell DP-Camp Nr. 553

August 1945 Szmul Joskowicz auf der Bewohnerliste des Gehringshof mit Chawa Landgarten

Die legale Alija auf der SS Mataroa

Der Gehringshof wird offiziell IRO Camp 553.

15.7.1945 Eliahu Dobkin (stellvertretender Leiter der Alijah-Abteilung der Jewish Agency) im Kibbuz zu Besuch mit der Ankündigung, dass das Palästina-Büro in Paris in 6 Wochen 79 Zertifikate aus Vorkriegsbeständen zur Verfügung stellt. Da im Kibbuz Buchenwald nur 60 Personen für ein Zertifikat in Betracht kommen, reist Simcha Dymant mit seinem Freund Arthur Posnanski zur Hechaluz-Zentrale in Bergen Belsen, um dort 20 Chaluzim zur Alija auszuwählen.

Mitte August 1945 20 Chaluzim der NOHAM-Gruppe aus Bergen-Belsen auf den Gehringshof, u.a

Piese Zimche, Herbert Growald, Manci Ferenc/Ohnhaus, Shlomo Schiff, Bella Staub, Guste Zisner, Anna Adler, Esther Loewy, Margot Edel, Rivka Kuperberg, Israel Lerner

Es kommt zu einem heftigen Streit darüber, ob nicht die Chawerim aus der deutschen Hachschara eher das Recht auf eines der 80 Vorkriegszertifikate haben. Die polnischen Chawerim setzen sich aber durch.

17.8.1945 Szmul Joskowicz auf der Sammelliste für französische Transitvisa nach Marseille

August/September Errichtung des Nebenlagers in Gersfeld nach Beschlagnahme des Hofes durch Leutnant Finkelstein von der US-Militärverwaltung in Fulda

25.8.1945 Ankunft der Beth-Jakov Gruppe von 12 Frauen und zwei MAPAI-Jungen um Rita Rivka Englard, Rachel Schnitzer aus Bergen Belsen (Mädchenschulorganisation Beth Jakob“ =Haus Jakob)

26.8.1945 Übergabe der Leitung an ein provisorisches Komitee (Icchak Jucker, Piese Zimche, Aharon Geppner und Rita Rivka Englard)

27.8. 1945 Szmul Joskowicz, Hersz Landgarten mit seinen Schwestern Ester und Chawa, Chaim Berlinerblau, Elias Grynbaum, Chaskel Tydor und Moritz Zauderer, insgesamt 80 Chaluzim der Gründergruppe – 53 Männer, 27 Frauen – vom Gehringshof über Baden nach Marseille

4.9.1945 Abfahrt der SS MATAROA aus Marseille

Kibbuz Buchenwald III in Palästina

8.9.1945 Ankunft der 78 Chaluzim in Haifa auf der SS MATAROA mit Arbeiterzertifikat C/L

Szmul Joskowicz über dieses Erlebnis:

„Ich hatte das Gefühl, dass der Traum, der seit meiner Kindheit in mir verborgen war, wahr geworden war. Ich erwartete ein großes Gefühl, als ich zum ersten Mal den Boden des Landes Israel betrat.“

Nach kurzem Aufenthalt im britischen Internierungscamp Atlith gehen viele in den Kibbuz Afikim am See Genezareth.

Auszug aus dem Kibbuz Afikim

300 NOHAM Mitglieder verstreut im Jordantal in den Kibbuzim (Degania, Ashdot Yaakov, Ein Gev, Masada und Afikim (70).

7.9.1947 Ankunft einer ersten Gruppe von 16 Chaluzim aus der Kibbuz Buchenwald-Gruppe in Afikim nach Rishon LeZion,

13.11.1947 Umzug nach Nahalat Jehuda,

23.-31.12. 1947 Zuzug der in Afikim zurückgebliebenen ca 60 Buchenwalder nach Nahalat Jehuda

9.5.1948 Besetzung der von den Briten geräumten Spohn-Farm durch die Givʿati-Brigade (Namensgebung nach dem Verwalter der Jahre 1894-1917 Matthäus Spohn, arabischer Name „Bir Salim“)

14.5.1948 Unabhängigkeits-Proklamation durch David Ben Gurion, Staatsgründung Israel und Beginn des Unabhängigkeitskriegs

Mai/Juni 1948 Mitglieder des Kibbuz erhalten den militärischen Auftrag die benachbarte verlassene Spohn-Farm zu verteidigen

20.6.1948 während der ersten großen Waffenruhe („Hafuga הפוגה“) geht die erste Gruppe von 14 Männern und zwei Frauen des Kibbuz Buchenwald, bewaffnet mit tschechischen Gewehren, unter dem Kommando von Simcha Appelbaum auf die Spohn-Farm, die in der vorderen Linie gegenüber der arabischen Legion in Ramlah lag. Zu dieser Gruppe zählten u.a Ohni Ohnhaus, Emanuel Shmulewitz, Shlomo Najman, Theo Lehmann, Helmut Steinitz,

September 1948 nach drei Monaten Kriegsdienst konnten die Verteidiger der Farm ihre Frauen und Kinder nachziehen; später beantragen sie bei der Sochnuth/Jewish Agency, dass ihnen die Farm in Erbpacht zugesprochen wird.

27. 11. 1947 Einbürgerung in Palästina

Szmul Joskowicz zeitweilig Sekretär im Kibbutz Netzer Sereni

1959 Dodik Pur war Sekretär, Aharon Bacia der Schatzmeister und Szmul Joskowicz der Arbeitsplatzverwalter.

Gedenken

16.4.1999 Pages of Testimony für die Eltern und Geschwister sowie zahlreiche weitere Verwandte von Szmuel Joskowicz

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6200723

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67508337

Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni

https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni

Home – Deutsch

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://www.mappingthelives.org

http://www.dpcamps.org/listDPCampsbyTeamNo.pdf

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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