Gustav Gelles Jehuda Glas
*3.11.1922 in Mattersburg, Nagymarton, Sopron, Ungarn ; Riga-Überlebender; ✡26.2.1995 in Rechovot, Israel
Staatsangehörigkeit Österreich
Vater David Hersch Gelles *24.4.1887 in Mattersburg ; ✡ in Belzec
Mutter Hermine Schlesinger *6.3.1887 in Sigraben ; ✡ in Belzec
Tante Martha Gelles *20.10.1885 in Mattersburg ; ✡ in Belzec
Geschwister
Egon Gelles *21.12.1914 in Mattersburg
Robert Gelles *13.8.1919 in Mattersburg
Margarethe Gelles *14.2.1921 in Mattersburg
Leo Gelles *3.11.1922 in Mattersburg, Zwilling; ✡30.7.1940 in Josefow
Josef Gelles *28.2.1925 in Mattersburg; ; ✡ in Belzec
Martha Gelles *18.11.1927 in Mattersburg; ✡ in Belzec
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Mattersburg, Judengasse 27
Heirat Silke Bleicher *1921; ✡7.9.2008 in Rechovot
Kinder
Shmuel Eliezer Gelles *20.2.1945 im Moshav Zoraim; 31.10.1973 kriegsgefallen als Sergeant im Jom-Kippur-Krieg westlich des Suezkanals
Weiterer Lebensweg
20.5.1938 in Wien bei der Auswanderungsabteilung der Fürsorgezentrale Antrag auf Unterstützung zur Emigration für die ganze Familie (Eltern und 7 Kinder)
17.5.1939 mit der Familie in Stettin bei Minderheiten-Volkszählung
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
Schwester Margarethe zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen bei, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
17.5.1939 Schwester Margarethe auf dem Gehringshof bei Minderheitenzählung
29.11.1939 Schwester Margarethe abgemeldet auf dem Gehringshof nach Palästina
Alija beth auf der SS HILDE
19.11.1939 Margarethe Gelles abgemeldet aus Hattenhof zur Emigration nach Palästina, an diesem Tage wird ihr Bruder Gustav in Hattenhof angemeldet
12.10.1939 Bahnfahrt von Berlin über Frankfurt und Passau nach Wien; die zweite Hälfte des Transportes kam von Breslau nach Wien
14.10. 1939 Ankunft in Wien, über die Schwarzmeerroute Bratislava, Budapest, Belgrad, Bukarest
6.11.1939 Ankunft in Sulina, Schwarzmeer-Hafen
26.11.1939 Abfahrt mit 729 Passagieren auf der SS HILDA
15.1.1940 hinter den Dardanellen von britischer Marine gestoppt und geentert
22.1.1940 Ankunft vor der Dreimeilen-Zone vor Haifa
24.1.1940 Britische Mandatsbehörden verweigern die Landung
29.1.1940 Ankunft Haifa nach Abschluß von Verhandlungen zwischen Sochnut (Jewish Agency) und britischer Mandatsregierung
29.1.1940 mit Bussen in das britische Internierungslager nach Athlit verbracht.
18.2. 8.2.1940 Entlassung der Frauen aus dem Lager Athlit
Gustav Gelles auf dem Gehringshof
29.11.1939 Gustav Gelles folgt am Tage der Abmeldung der Schwester Margarethe zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda;
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennungen in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernteeinsatzlager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.
Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.
Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet
Deportation nach Riga
Es bleiben aber 10 Chaluzim auf dem Hof zurück.
Oktober 1941 werden noch 10 Chawerim im Lohnbuch des Jüdischen Lehrguts geführt: Alfred Fuchs, Gustav Gelles, Max Goldschmidt, Otto Hahn, Hans Jacobs, Horst Jüngster, Berta Sipper, Siegfried Strauss, Erich Wassermann, Lilli Zaskis; ebenfalls noch auf dem Hof: Fritz Nussbaum
6.10.-30.11.1941 Bescheinigung über Einzahlung in die Invaliden-Versicherung in Kassel
27.11.1942 Ankündigung der Gestapo für den Regierungsbezirk Kassel über den anstehenden Transport in den Osten von 1035 Juden, „der für die Evakuierung in Frage kommende Personenkreis“
Ende November 1941 Verbringung der 7 bzw. 6 noch auf dem Gehringshof verbliebenen Juden nach Fulda, Hans Jakob war von der Transportliste gestrichen. Es erfolgte keine offizielle Abmeldung mehr
8.12.1942 Verbringung der Juden aus den örtlichen Sammellagern in Personenzügen nach Kassel in das Sammellager Turnhalle an der Wörthschule.
9.12.1941 nachmittags mit 1024 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel nach Riga
12.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa; Fußmarsch ins Ghetto
Riga Überlebender
1954 in Wien notiert
Die Deportation der Juden aus Stettin am 13.2.1940
12.2.1940 Eltern und Geschwister Josef, Martha sowie Tante Martha Gelles ab Stettin ins Ghetto Belzec
13.2.1940 Deportation von 1107 Stettiner Juden nach Lublin. Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:
„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“
Gedenken
11.10.1955 Pages of Testimony für seinen Vater und die Geschwister Joseph, Leo und Martha von Gustav Jehuda Gelles
Beisetzung von Jehuda und Silke Gelles auf dem Gründerfriedhof von 1775 in Rehovot
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Österreich, Wien, jüdische Auswanderungsanträge, 1938-1939
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.mappingthelives.org/bio/6947e69d-e459-405b-92e6-411ecf1f79c2
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67145042
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873265
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873272
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873323
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de998262
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de998331
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873279
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Joseph Walk, Kurzbiografien zur Geschichte der Juden, Leo Baeck Institute
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf