Berta Bertel Batia Bascha Sipper
*15.9.1918 in Heidelberg; ✡ nach 1941 in Riga oder Stutthof
Staatsangehörigkeit polnisch
Vater Oscar Jehoshua Jakob *14.8.1893 in Sienawa; ✡1943-45
Mutter Sara Zissel Salla Feuer *5.9.1886 in Przemysl; ✡nach August 1939 in Polen
Geschwister –
Clara Rachel Sipper *10.1.1921 in Heidelberg; oo Arnold Katz
Malka Emma Sipper *5.9.1923 in Heidelberg; oo de Vries
Hermann Zwi Sipper *5.9.1929 in Heidelberg; ✡ 17.1.2021; oo Chana Broch
Beruf Schneiderin; landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Heidelberg, Landenburgstrasse 36; Hattenhof
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Vater Möbelhändler in Heidelberg, die Mutter Sekretärin
28.10.1938 Abschiebung des Vaters in der 1. Polenaktion nach Zbaszyn
Frühjahr 1939 Rückkehr des Vaters nach Heidelberg
17.5.1939 Berta Sipper auf dem Gehringshof bei Minderheiten-Volkszählung
Sommer 1939 Bruder Hermann und Schwester Emma Sipper auf Kindertransport nach England
30.7.1939 Abschiebung beider Eltern nach Polen
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
24.3.1939 Berta Sipperzur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen bei, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennungen in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernteeinsatzlager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.
Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.
Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet
Deportation nach Riga
Es bleiben aber einzelne auf dem Gehringshof zurück
Es bleiben aber 10 Chaluzim auf dem Hof zurück.
Oktober 1941 werden noch 10 Chawerim im Lohnbuch des Jüdischen Lehrguts geführt: Alfred Fuchs, Gustav Gelles, Max Goldschmidt, Otto Hahn, Hans Jacobs, Horst Jüngster, Berta Sipper, Siegfried Strauss, Erich Wassermann, Lilli Zaskis; ebenfalls noch auf dem Hof: Fritz Nussbaum
27.11.1942 Ankündigung der Gestapo für den Regierungsbezirk Kassel über den anstehenden Transport in den Osten von 1035 Juden, „der für die Evakuierung in Frage kommende Personenkreis“
Ende November 1941 Verbringung der 6 noch auf dem Gehringshof verbliebenen Juden nach Fulda, Hans Jacobs war von der Transportliste gestrichen. Es erfolgte keine offizielle Abmeldung mehr
8.12.1942 Verbringung der Juden aus den örtlichen Sammellagern in Personenzügen nach Kassel in das Sammellager Turnhalle an der Wörthschule.
9.12.1941nachmittags mit 1024 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel nach Riga
12.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa; Fußmarsch ins Ghetto
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager
6. November 1943 Aufnahme KL Kaiserwald, Riga, Kasernierung im Außenlager
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6. – 8.8.1944 1. Großer Transport mit 6382 Juden auf der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
9.8.1944 Ankunft in Stutthof
Danach verliert sich die Spur.
Gedenken
2006 Pages of Testimony für die Eltern von Schwester Malka Sipper de Vries
18. 3. 2021 Dialog mit Nachfahren der Familie Sipper aus Heidelberg
Veranstaltung der Heidelberger Lupe, Internationale Wochen gegen Rassismus
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962992
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962997
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962998
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70383784
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-5.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten