Mohr Abram

Abram Mohr; Foto von Ada Mohr

Abram Abraham „Romek“ Mohr

Staatsangehörigkeit polnisch

Religion jüdisch

Vater David Mohr *25.12.1898 in Rozwadow, Polen; ✡ 1943 Ludwigsdorf

Mutter Zurtla Feitmann *22.3.1901 Strzemieszyce; ✡ 1943 in Auschwitz

Geschwister

Szmul Mohr *26.1.1926 in Bedzin; ✡ in Israel

Leib Leon Mohr *25.8.1930 in Bedzin; ✡1943 in Auschwitz

Beruf Tischler, landwirtschaftlicher Arbeiter

Adressen Bedzin, Robert-Kochstraße 61, 1 Maja 40; Hattenhof Nr. 36;

Heirat

Kinder

Ada Mohr; oo Nishry

Weiterer Lebensweg

Sieben Jahre Volksschule, zwei Jahre Gymnasium

1939 Census in Bedzin: die Eltern und drei Geschwister

Das Ghetto von Bedzin/Bendsburg

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen

3.9.1939 Besetzung von Bedzin; Eingliederung in das Deutsche Reich, Umbenennung in Bendsburg

9.9. 1939 die Große Synagoge und 50 umliegende Häuser werden niedergebrannt, viele Tote unter den jüdischen Bewohnern

Mai 1942 erste größere Deportation aus Będzin; Selektionsappell mit der ganzen Familie auf dem Fußballplatz des jüdischen Sportvereins Hakoah in Bedzin; vor allem Alte und Kinder ins Sammellager jüdisches Waisenhaus

August 1942 weitere Selektionen und Deportationen, 23 000 Juden auf zwei Plätzen in Będzin zusammengezogen und 4700 als nichtarbeitsfähig eingeschätzte Juden nach Auschwitz verbracht;

Frühjahr 1943 die im Landkreis Sosnowiec und Będzin verbliebenen Juden in werden ein Ghetto verbracht, das aus den zwei kleineren, miteinander verbundenen Ghettos Środula/Klein Srodula und Kamionka bestand.

Juli bis August 1943 Räumung des Ghetto Sosnowitz 

22.6.und 6.8 1943, 3. Und 4. Deportation Räumung des Ghetto Kamionka .

8.7.1943 Verhaftung im Ghetto Bedzin, vermutlich in ein Arbeitslager eingewiesen

1.4.1944 Einweisung in das KL Auschwitz

24.4.1944 Selektion und Registrierung im KL Auschwitz; Einweisung zur Zwangsarbeit, ihm wird die Auschwitz Nr.178064 in den linken Unterarm tätowiert.

Verlegung in das Groß Rosen-Außenlager Bunzlau (Das Zwangsarbeitslager für Juden wurde im Mai 1944 vom KL Groß Rosen als Kommando Bunzlau I übernommen); Zwangsarbeit bei der Firma Hubert Land mit Bau von Baracken, Herstellung von Lagermöbeln und Flugzeugattrappen

9./10.2.1945 vom KL Groß Rosen nach Buchenwald; Unterbringung in Block 49

Lagerkomplex Zwieberge

17.2.1945 Verlegt ins Arbeitskommando B II (Halberstadt-Zwieberge II Außenlagerkomplex von Buchenwald, bei Langenstein und Halberstadt;auch bekannt unter den Codenamen „Malachit” und “Landhaus”; die Gefangenen mussten Stollen bauen für die unterirdische Flugzeugproduktion; ein riesiges Projekt,  Bau eines Netzes von 13 km Stollengängen im Hügel der Thekenberge mit einer Grundfläche von rund 72.000 m2

Von 7000 Häftlingen im Außenlager Langenstein-Zwieberge sterben 2000

9.- 11.4.1945 Auflösung des Außenlagers „Malachit“; im Lager blieben etwa 1.400 Häftlinge; 3.000 Häftlinge in 500er -Gruppen auf Todesmarsch über Quedlinburg, Aschersleben, Köthen, Bitterfeld, Prettin und Wittenberg bis in die Nähe von Buro und Zieko bei Coswig. Eine kleine Gruppe marschierte noch weiter bis in den Raum Magdeburg hinein. Etwa 300 Kilometer mussten zurückgelegt werden. Auf den Todesmärschen wurden mindestens 2.550 Häftlinge durch die SS ermordet.

11.4.1945 Befreiung des Lagers durch Einheiten der 8. amerikanischen Panzerdivision

Herbst 1945 Abram Mohr geht in den Kibbuz Buchenwald auf dem Gehringshof bei Fulda, er berichtet:

 „Wir haben unter der Anleitung von Papa Jucker hart auf den Feldern gearbeitet. Wir haben viel gepflügt, uns um die Pferde gekümmert, ich habe viele Ziegelsteine gebaut und alle möglichen Arbeiten erledigt. Wir haben wirklich alles gemacht, was auf einem Trainingsbauernhof nötig war.“

David Fleischon berichtet:

„Als ich zur Ausbildung kam, gab es dort etwa zwanzig Pioniere, darunter Arthur Posnanski und Papa Jucker. Tagsüber arbeiteten die Mitglieder auf dem Hof, im Kuhstall, bei den Pferden und im Schweinestall. Die Küche war nicht mehr koscher, weil es im Kibbuz keine religiösen Mitglieder mehr gab.“

Alija beth auf der SS TEL HAI

Aharon Bacia verbleibt als Organisator der Alija für NOHAM in Bergen Belsen.

22.11.1945 auf dem Gehringshof Beratung mit Aharon Bacia mit vier Soldaten der Jewish Brigade kommen (u. a. Naftali Unger, Chaim Ben Asher) mit dem Ergebnis: die illegale Ausschleusung von 60 Ma’apilim über Bergen-Belsen , Eindhoven nach Antwerpen;

Romek Mohr in Bergen Belsen
Romek Mohr in Bergen Belsen

Aharon Bacia bereitet in Bergen Belsen die Unterbringung der 60 Gehringshöfer Chaluzim vor, bevor es nach etwa zwei Wochen Wartens gelingt, die in Uniform gesteckten Chaluzim  mit Militär-LKW nach Antwerpen zu schleusen.

24.12.1945-Ende Januar 1946 BRICHA -Schleuseraktion von Aharon Bacia und Isi Philipp im Dreiländereck; bei Kaldenkirchen bringen sie ca 600 Chaluzim über die Grenze in die Niederlande.

Nach zwei Monaten Wartens in den zwei Quartieren der Jewish Brigade fahren sie in einem großen Militär-LKW-Konvoi nach Marseille;

17.3.1946 von dort gelangen sie auf der SS TEL HAI nach Haifa.

Die Überfahrt ist stürmisch, das Schiff muss in Bonifacio/Korsika und auf Kreta ein schützendes Hafen suchen

Die Route der TEL HAI

Die TEL HAI wird vor Haifa von britischen Marinesoldaten geentert und nach Haifa gebracht. Chaim Meyers, für den Generator verantwortlich, erinnert sich:

„Das erste, was wir taten, war, das Funkgerät ins Meer zu werfen. Ich warf alle Dokumente weg, bis auf das Blatt, das die Briten mir dann in Atlit abgenommen haben. Als wir in Haifa ankamen, nahmen die Briten die griechische Mannschaft mit, um die jüdische Mannschaft zu identifizieren, und wir wussten im Voraus, dass wir unsere Gesichter ändern mussten. Ich reichte dem einen meine Brille, und ein anderer nahm seinen Bart ab, und die Schlussfolgerung war, dass wir alle in die Busse steigen sollten, und sie würden verschwinden. Und so war es auch. Die Engländer setzten uns in Busse,  Die Palmach-Männer entkamen neben dem Fahrer durch die Tür und kamen nicht mit uns nach Atlit.“

Nach wenigen Tagen in Atlith geht die „Kibbuz Buchenwald“-Gruppe in den Kibbuz Afikim, nachdem sich die Britische Protektoratsbehörde ein letztes Mal überreden lässt, die Zahl der Ma’apilim auf die ausstehenden Zertifikatskontigente anzurechnen .

April 1946 Pessachfest (2.-10.4.1946) Begrüßungsfeier im Kibbuz Afikim für die zweite NOHAM-Gruppe von ca. 60 Pionieren, die aus dem Gehringshof mit der TEL HAI nach Haifa gekommen waren, hierzu zählen: Aharon Bacia und Rita Kuperberg, Isi Philipp, Piese Zimche und Hilde Grynbaum, Fredi Diament, Theo Lehmann, Abraham Mohr, Guste Zisner.

300 NOHAM Mitglieder verstreut im Jordantal in den Kibbuzim (Degania, Ashdot Yaakov, Ein Gev, Masada und Afikim (70).

Später geht er mit einer Gruppe in den Kibbuz Shoval

5.11.1987 Gruppeninterview im Kibbuz Shoval von Judith Baumel mit den „Buchenwaldern“ Yocheved (Schwimmer) Galil, Tova Beinert (Guste Zisner), Bluma (Rosenstein) Chailovich, Avraham (Romek) Mohr, Haim Meyers, Naomi Fried (Zosha Spokolna) und Bella (Staub) Meirem

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

Das jüdische Umschulungs-/Hachscharalager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger war der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

21.6.1941 reichsweite Mitteilung, dass die Hachscharalager im Sommer 1942 aufgelöst werden müssen; Umstrukturierung der großen Lager wie Neuendorf, Bielefeld, Paderborn in Arbeitseinsatzlager unter Kontrolle der örtlichen Behörden.

Nach der Befreiung im Jahre 1945 wird der Hof zum „Kibbuz Buchenwald“, offiziell zum IRO-Camp Nr. 553

August/September 1945 Eröffnung des Nebenlagers in Gersfeld

Schließung des Kibbuz Buchenwald im Oktober 1948

Gedenken

Quellen

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Gruppeninterview Judith Baumel mit Yocheved (Schwimmer) Galil, Tova Beinart (Gusta Zizler), Bluma (Rosenzstein) Chailovich, Avraham (Romek) Mohr, Haim Meyers, Naomi Fried (Zosha Spokolna) und Bella (Staub) Meirem im Kibbuz Shoval, 5.11.1987

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6647962

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130835121

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

http://www.dpcamps.org/listDPCampsbyTeamNo.pdf

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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