
Fanny Kornblum „Grande Fanny“
*12.2.1926 in Anderlecht, Belgien; ✡ 1992
Staatsangehörigkeit polnisch
Religion jüdisch
Vater Benjamin Kornblum *1893 in Lodz; ✡1941

Mutter Frieda Szmulewitz *1903 in Warschau; ✡ 1943 in Auschwitz
Geschwister
Helena Kornblum *1931 ; ✡1943
Beruf Stenografistin
Adressen Anderlecht, Boulevard Guillaume Van Haelen 187
Heirat Louis Birkenwald *1901 ; ✡1987
Kinder
Francine Birkenwald *19.2.1948; 2.10.1992; oo Ruziewicz
Tochter Birkenwald; oo Zombek
Weiterer Lebensweg
Scheidung der Eltern; Umzug von Anderlecht zu den Großeltern ins jüdische Viertel von Saint-Gilles
10.5.1940 Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Belgien
Febr. 1941 Abschluss der Mittelschule mit Diplom
Bis 1941 mit der Mutter und Schwester in der Familie der Großeltern
Die Mutter mietet ein Haus in Saint-Gilles, um sich dort mit beiden Töchtern, ihrer Schwester und der Großmutter zu verstecken
Anfang Juni 1943 fliegt das Versteck auf, die Familie wird von der SiPo verhaftet und für sechs Wochenin der Caserne Dossin in Mechelen interniert

31.7.1943 Deportation aus der Caserne Dossin in Mechelen Transport XXI nach Auschwitz; da es beim vorherigen Transport XX zahlreiche Fluchtversuche gegeben hatte, sind verstärkt Wachen eingesetzt.
2.8.1943 Ankunft in Auschwitz; sie wird mit ihrer Mutter Frieda zur Zwangsarbeit in Auschwitz Birkenau eingewiesen; Schwester Helene wird mit der Tante und der Großmutter zu den Gaskammern gebracht.
Fanny bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 51859 in den linken Unterarm tätowiert
Das Mädchenorchester in Auschwitz
Maria Mandl, beauftragt Zofia Czajkowska weitere Mitglieder zu suchen, ihr gelingt es aber nur, fünf Musikerinnen zu rekrutieren.
Ab April 1943 dürfen auch jüdische Musikerinnen aufgenommen werden
Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943
„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“
Anfang Mai Ruth Basinski und Charlotte Grunow folgen als weitere Musikerinnen aus dem 37. Osttransport
Juni 1943 offizieller Arbeitsbeginn des Orchesters.
August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“
Mitte August 1943 nach Vorspielen bei der Dirigentin Alma Rose wird sie in das Mädchenorchester von Auschwitz aufgenommen als dritte Geige, für Mandoline und Gesang
Fanny Kornblum kommt mit Flecktyphus in das Krankenrevier
4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, ✡4.4.1944 in Auschwitz aus ungeklärter Ursache, Gerücht: Vergiftung)
April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen
„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“
18.August 1944 Kornblum steht auf einer Liste „Laboruntersuchungen des SS-Hygiene-Instituts Auschwitz, betreffend Urin-, Blut-, Stuhl- und Sputumproben sowie Rachenabstriche von Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz“

Insgesamt 23 Orchestermitglieder, unter anderen : Helene Dunicz, Jadwiga Zatorska, Fanny Kornblum, Lilly Mathe, Kazimiera Malistowa (Malys), Maria Mosa, Regina Kuperberg, Eva Benedek, Fanny Rubak, Charlotte Grunow, Olga Losowa, Lola Croner, Helene Runder, Bronia Labusa, Sonia Winogradowa, Maria Galewa
Diese Tests erfolgen vermutlich vor einer geplanten Verlegung der Frauen in die Kleiderkammer im Lagerbereich „Kanada“.
15.9.1944 den Mädchen des Orchesters wird zugestanden, nicht bei der Hängung des Belgiers Mala zuschauen zu müssen.
30.10.-1.11.1944 Verlegung von etwa 30 Mitgliedern des Mädchenorchesters aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen
Die Mitglieder des Mädchenorchester kommen zunächst in Zelten unter, die aber bei einem heftigen Sturm im November 1944 zusammenbrechen, so dass sie in Baracken kommen. Arbeitseinsatz mit Flechtarbeiten/Weberei.
15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen
14.6.1945 Liste deutscher Jüdinnen in Bergen Belsen mit Mitgliedern des Mädchenorchesters:

Ruth Basinski, Hilde Grynbaum, Charlotte Grunow, Elga Schiessel; Renate und Anita Lasker, Sylvia Wagenberg, Carla Wagenberg;
Weitere Jüdinnen auf dieser Liste
Lotte Joseph, Sara Landsberg, Hildegard Mayer, Margot Rosenblatt
ebenfalls in Bergen Belsen aus dem Mädchenorchester
Fanny Kornblum, Regina Kuperberg, Helen Dunicz, Elsa Miller, Flora Jacobs, Rachela Selmanowitz
Nach der Entlassung aus dem DP Camp Bergen Belsen wird sie nach Hannover gebracht und fährt von dort mit dem Zug über Eindhoven, Antwerpen schließlich nach Brüssel.
Sie kann bei Tante und Onkel wohnen.
Heirat mit Louis Birkenwald
Gedenken
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Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81967955
https://thegirlsintheauschwitz.band
https://kazernedossin.memorial/biografie/fanny-kornblum/?lang=fr
https://beeldbank.kazernedossin.eu/portal/media?q=Wiernik&f=%2BDynamic.archief_type%3DPhoto,
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013