Adler Justin

Justin Adler

*5.7.1923 in Urspringen; ✡ 8.4.1948 Kastel Batel

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Ludwig Adler *2.7.1892 in Urspringen; ✡ ?1942/43 in Auschwitz

Mutter Mathilde Günther *9.10.1898 in Aufseß; ✡ ?1942/43 in Auschwitz

Cousine Serry Sophie Adler

Geschwister

Justin Adler *1923 in Urspringen; vor 1945 in Polen

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Urspringen Haus Nr. 40, Marktheidenfeld; Schniebinchen;

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Vater Ludwig verhaftet im Novemberpogrom in Urspringen

29.11.-12.12.1938 Vater in Schutzhaft im KL Dachau

17.5.1939 Justin Adler mit den Eltern und Bruder Leo in Urspringen bei Minderheiten-Volkszählung

Hachschara Lehrgut Schniebienchen

14.8.1939 Justin Adler von Urspringen ins Hachscharalager Schniebinchen, Niederlausitz

Gut Schniebinchen war ein zuletzt dem Apotheker Otto Kaesbach gehörendes Landgut von 1117 Morgen bei Sorau/ Sommerfeld in der Niederlausitz. Kaesbach produzierte hier nach Aufgabe der Landwirtschaft Pharmaka wie das Sexmittel OKASA.

Seine geschiedene Ehefrau Martha Kaesbach stellte als Verwalter Herrn v. Horn ein. Die zum Gutsbesitz gehörende Wassermühle (Jessener Mühle) verkaufte Kaesbach 1929 an die Familie Lichting, auch hier entstand später ein Hachscharalager der Jüdischen Jugendhilfe.

1933/34 Abschluss eines Pachtvertrages über 180 RM monatlich mit dem Jüdische Jugendbund Habonim Noar Chaluzi (Bauleute), der offizielle Briefkopf lautete:

Jüdische Jugendhilfe Schniebinchen über Sommerfeld NL, Telefon: Niewerle Nr. 11

Später lag die Verwaltung reichsweit bei der Ssochnuth (Sochnut, hebräisch הַסּוֹכְנוּתִ היְּהוּדִית לְאֶרֶץ יִשְׂרָאֵל ha-Sochnut ha-Jehudit le-Erets Jisra’el, ‚Jewish Agency‘ auch ‚Jüdische Agentur für das Land Israel‘)

10.11.1938 in der Pogromnacht wird das Lager für einige Tage von örtlicher SA besetzt, die aber keine Misshandlungen an den Bewohner begeht.

1939 waren 109 Chaluzim und Personal im Lager

Jizchak Schwersenz bei einem Besuch im Gespräch mit Chaluzim auf dem Gutshof; Repro FJ Wittstamm

Leiter von Schniebinchen war Dr. Alfred Cohn (April-Sept 1939); ab September 1939 wurden Ludwig Kuttner und Fanny Bergas als Wirtschaftsleiterin dessen Nachfolger. Cohn und Kuttner waren zuvor zuvor Lehrer an der Privaten Waldschule Kaliski in Berlin. Lotte Kaiser und Lotte Adam hatten die pädagogische Leitung. Das Verhältnis Jungen/Mädchen lag bei 60/40. Für Mädchen stand vor allem Hausarbeit wie Kochen, Backen, Nähen und Stricken auf dem Plan.

Justin Adler in Schniebinchen

Ab April 1939 war Jenny Rosenbaum später Aloni Jugendleiterin, bevor auch sie im November nach Palästina auswanderte. Sie berichtet von ihrer Ankunft:

Auf dem Zaun ein Papagei. Ein lebendiger Papagei. Er heißt Laura… Papagei Laura rief im Vorbeigehen jedem zu „Heil Hitler Schalom“

Vor der Besetzung Dänemarks 1940 gingen viele mangels ausreichender Zertifikate für Palästina zur Einzelhachschara auf Bauernhöfe in Dänemark.

März 1939 eine erste Alija beth Gruppe von einer Gruppe Chawerim aus Schniebinchen von in Wien einem Sammeltransport angeschlossen, die ab Spalato, Jugoslawien auf einem kleinen Seeschiff „Dora“ nach etwa 10-tägiger Fahrt unbehindert in Palästina landete; sogenannte erste illegale Sonderhachschara SH1

13.10. 1939 fuhren etwa 20 Chawerim, ab Schniebinchen über Sommerfeld und Breslau nach Wien, wo sie der Sonderhachschara (SH2) über die Schwarzmeerroute angeschlossen werden und auf der SS HILDA vor der Drei-Meilen-Zone von der Royal Navy vor Haifa geentert werden.

29.1.1940 Erlaubnis der Briten im Hafen von Haifa zu landen, von wo sie mit Bussen in das britische Internierungslager nach Athlith verbracht werden

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

15.6.1941 Entlassung von Justin Adler aus dem britischen Internierungscamp Atlith

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Eintritt in die Palestinian Company der Royal Army

1946 als Soldat Jewish Brigade der Royal Army in Urspringen, wo er Walter Otter und dessen Schwester trifft.

8.4.1948 kriegsgefallen im Unabhängigkeitskrieg im Kastel Batel

Die Deportation der Eltern und Bruder Leo

25.4.1942 die Eltern mit Bruder Leo, Großvater Isaak, insgesamt 19 Mitglieder der Familie Adler, 42 Juden aus Urspringen nach Würzburg verbracht; von Würzburg nach Krasnystaw

28.4.1942 Ankunft in Krasnystaw, Bezirk Lublin und Verbringung in das Ghetto Krasniczyn

Auf dem Weg ins Ghetto muss Cousine Serry das kleine Album weggeworfen oder Stanislaw Zdun, einem neunjährigen Jungen übergeben haben, 70 Jahre später kam es ins Museum Majdanek.

Robert Kuwalek vom Nationalmuseum in Majdanek:

„Die Juden aus dieser Stadt brachte man mit Viehwaggons nach Krasnystaw. Von dort aus wurde sie zu Fuß nach Krasniczyn getrieben. Sie waren dort vom April bis Juni 1942 und wurden dann ins KZ nach Sobibor deportiert.“

Keine weiteren Daten bekannt

Gedenken

1.10.1948Todesanzeige von Onkel Leopold in der Zeitung „Aufbau“

Beisetzung auf dem Mount Hertzl Military Cemetery, Jerusalem

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de828717

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de828757

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de828801

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de828931

https://collections.ushmm.org/search/catalog/pa1134830

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968248

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Einreiselisten Israel

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420425-Wuerzburg40.jpg

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Fotos aus dem Fotoalbum der Cousine Serry Adler

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20368/Urspringen%20Fotoalbum%20Serry%20Adler.pdf

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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