Pollnow Hermann

Hermann „Poscho“ Pollnow/ Harry Peters 

*9.8.1920 in Berlin

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Dr. Max Michael Pollnow *5.6.1884 in Pollnow; ✡ ?

Mutter Erna Pollack *22.10.1894 in Glauchau; ✡ 28.7.1943

Großeltern Dr. med. Ludwig Pollack und Ella geb. Kempner

Geschwister ?

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Berlin, Johannisstraße 8; Groß Breesen; Hyde Farmlands

Heirat Helen Bridgefoot

Kinder drei

Weiterer Lebensweg

Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

Hermann „Poscho“ Pollnow zur Hachschara ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

10.11.- 4.12.1938 – interniert im KL Buchenwald, Häftlingsnummer 28382

17.5.1939 mit den Eltern in Berlin, Johannisstraße 8 bei Minderheitenzählung

Emigration auf der SS SLAMAT nach Australien

11.6.1939 erste größere organisierte Emigration von 15 Breesenern ab Rotterdam auf der SS SLAMAT nach Australien; Werner „Töpper“ Angress – zuvor Groß-Breesen – schreibt über die Abreise der Breesener- Australien Gruppe:

„15 Breesener, 13 Jungen und zwei Mädel, wollen morgen mit dem holländischen Schraubenschiff SS «Slamat» nach Australien fahren….15 Breesener, unsere erste, große, geschlossene Gruppe:

Pitt (Hanf), Herko (Herbert Cohn), Erich (Bacharach), Leo (Schiftan), Klaus (Gasiorowski), Werner (Pelz), Spitz (Herbert Born), Wachsi (Gerhard Wachsmann), Franz (Czollek), Erwin (Radinowski), Fritz (Immerwahr), Hans (Hans Goldmann/Clive Hashinger), Herbert (Kaminski), Hanni (Flaschner) und Inge (Rosenbaum). Fast alle sind nicht älter als 17 Jahre. Und in Kolombo werden sie Jonny (Siegbert Jonas) treffen, mit Posche (Hermann Pollnow /Harry Peters), Bosi (Siegbert/Robert Cohn) und Rudi (Rudolf Auerbach).

… langsam verlassen wir das Schiff, Bo (Curt Bondy), Prinz (Hermann Neustadt), Dackel (Gerd Tworoger), Floh (Ludwig Fröhlich) und ich (Werner „Töpper“ Angress).“

19.3.1945 Eintritt in die Australian Army in Coogee, NSW; Wohnort Haberfield, NSW

18.4.1946 Ausmusterung als „Sapper“ des 2th Austr. Engl. Stores Department

Juni 1964 25-Jahresfeier der Ankunft in Australien in Rockwood bei Herbert und Gerte Cohn mit 30 Teilnehmern (einschließlich Familien)

1976 Harry Peters schreibt für den Groß Breesen, Rundbrief seine Kurzbiografie:

„Farming S.A. and N.S.W. until 1942, Army until 1946. University of Sydney until 1955 – graduated B.S. Internship 4 years in Sydney hospitals. Private practice in Corrimal 1960-1972. Now living in Sydney as Assistant Medical Administrator at the Prince Henry Hospital. This position is the same as Clinical Superintendent and Hospital planning and deliverance of health care under the impending new National Health Scheme. We have three hospitals – the above one, Prince of Wales and Eastern Suburbs Hospitals – which are teaching hospitals of the University of N.S.W.; the hospital complex is the largest one in Australia all under one administration. Bed capacity is about 1500.“

22. -26.5.1986 Treffen der überlebenden Groß-Breesener in Shavey Zion, Israel

Deportation der Eltern nach Theresienstadt

28.5.1943 beide Eltern aus dem Alten- und Siechenheim/Sammellager Auguststraße 14/16 auf dem Osttransport von Berlin nach Theresienstadt

28.5.1943 Langjährige Heimleiterin Rebecca  Oberländer mit ihrem Personal und etwa 200 Heimbewohnern auf dem 90. Alterstransport I/95 nach Theresienstadt deportiert; zusätzlich wurde auch das Siechenheim mit 65 Bewohnern deportiert.

28.7.1943 Tod der Mutter in Theresienstadt mit multiper Sklerosis

19.10.1944 Vater Max auf dem Transport Es von Theresienstadt nach Auschwitz

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Volkszählung 1940 der Vereinigten Staaten

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1134722

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1134760

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127213055

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5074477

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130251945

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12114967

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5278195

https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/97638-pollnow-edith-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt

https://www.statistik-des-holocaust.de/AT90-6.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/AT90-11.jpg

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

Artur Wolff, Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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