
Yvette Assael
„Bonita Maria“
*15.9.1926 in Saloniki; ✡ 14.7.2008 in Plainview, New York
Staatsangehörigkeit Griechin
Religion jüdisch
Vater David Assael *1873 in Saloniki; ✡1943 in Auschwitz
Mutter Doudoun Ben Rubi in Saloniki; ✡1943 in Auschwitz
Geschwister
Assael Lili * 30.9.1909 in Saloniki; ✡3.8.1990 in New York; oo Samuil Hassid (1896-1943)

Michael Assael *8.11.1918; ✡25.7.2006 in Forest Hills NY; oo Lilian *16.12.1933; Tochter Deborah Assael *25.1.1959 oo Migliore
Beruf Musikerin
Adressen Saloniki, Iliadou 2
Heirat 1947 in Saloniki James J. Lennon, irischer Soldat der Royal Army (1923-2008)
Kinder
Margaret „Peggy“ Lennon; oo Peter Clores
David Lennon
Enkel
Michael, Sean and Paul Clores
Weiterer Lebensweg
Die Räumung der Jüdischen Ghettos in Saloniki
April 1941 Besetzung von Saloniki durch die Wehrmacht; etwa 50000 Juden leben hier
25.2.1943 Internierung der Familie in das Ghetto Nr. 151 in Saloniki
4.3.1943 vollständige Umzäunung der zwei Ghettos im Baron Hirsch-Viertel, die zu Deportationsghettos werden.
Jacques Stroumsa hört beim Verlegen von Telephonleitungen ein Telephonat der SS-Kommandaten mit: „Ich denke, dass die Judendeportationen in einer Woche beginnen könnten!“ Als Stroumsa darauf einem Mitglied des Gemeindevorstandes berichtete, was er gehört hatte, wurde er zurechtgewiesen. Er solle keine Panik unter der Bevölkerung auslösen, er werde der Gestapo gemeldet, wenn er Gerüchte verbreite.
14.-20.3.1943 erster Transport von 2800 Juden aus dem Baron Hirsch-Viertel.
Im Anschluß an die Transporte aus dem Baron-Hirsch-Ghettos wurden diese aus den anderen Bezirken jeweils rasch aufgefüllt
9.4.1943 Familie Assael verhaftet und im Ghetto Baron Hirsch interniert
19.-24.4.1943 zweiter Transport von 2800 Juden aus dem Baron Hirsch-Viertel
19.4.1944 Yvette mit den Eltern und Geschwistern auf dem 2. Transport von Saloniki nach Auschwitz
24.4.1943 an der Rampe in Auschwitz werden die drei Geschwister Assael zur Zwangsarbeit selektiert; Yvette bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 43293 in den linken Unterarm tätowiert.
Cousin Samuel Assael (*1.1.1916) bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 118453.
Die Eltern werden in die Gaskammer geschickt.
Das Mädchenorchester in Auschwitz
Auf Betreiben der SS-Oberaufseherin des Frauenlagers Maria Mandl beruft Lagerkommandant Rudolf Höss eine Versammlung der Kapo’s von Auschwitz-Birkenau ein, mit dem Auftrag, nach geeigneten Mitgliedern für ein zu gründendes Frauenorchester zu suchen, als Pendant zu dem bereits bestehenden Männerorchester.
(November 1944 wechselte Mandl nach Mühldorf, ein Außenlager des KZ Dachau. Im Krakauer Auschwitz-Prozess zum Tode verurteilt – 1948 vollstreckt)
Maria Mandl, beauftragt Zofia Czajkowska weitere Mitglieder zu suchen, ihr gelingt es aber nur, vier Musikerinnen zu rekrutieren: Stefania Baruch, Danuta Kallakova, Maria Mos, Jadwiga Zatorska
Ab April 1943 dürfen auch jüdische Musikerinnen aufgenommen werden
Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943, die ersten jüdischen Mitglieder
„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“
Der Block trug die Nummer 12, ab Herbst 1943 Nummer 7 im Frauenlagerblock BI
Anfang Mai Ruth Basinski und Charlotte Grunow folgen als weitere Musikerinnen aus dem 37. Osttransport
Anfang Mai 1943 Yvette und Lili Assael werden als Akkordeonspielerinnen in das Orchester aufgenommen; Bruder Michael kommt in das Männerorchester
Juni 1943 offizieller Arbeitsbeginn des Orchesters.
August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“
Als Anita Lasker als Bassistin ausfällt, wird von Alma Rose durch die SS-Lagerleiterin Mandl ein Bassist aus dem Männerorchester angefordert, der Yvette das Kontrabass-Spielen beibringt.
4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, ✡4.4.1944 in Auschwitz aus ungeklärter Ursache)
April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen
„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“
Yvette Assael fing bei der Ankunft neuer Transporte an zu weinen, was sie der Gefahr aussetzte, aus dem Orchester ausgeschlossen zu werden, da Weinen von der SS verboten war.
Einmal wurde sie von einem SS-Mann dabei erwischt und wirsch mit der Drohung der Entlassung aus dem Orchester auf ihr „Vergehen“ aufmerksam gemacht.
18.8.1944 die Schwestern stehen nicht auf der Liste „Laboruntersuchungen des SS-Hygiene-Instituts Auschwitz, betreffend Urin-, Blut-, Stuhl- und Sputumproben sowie Rachenabstriche von Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz“
Diese Tests erfolgen vermutlich vor einer geplanten Verlegung der Frauen in die Kleiderkammer im Lagerbereich „Kanada“.
30.10.-1.11.1944 Verlegung von 31 jüdischen Mitgliedern des Mädchenorchesters aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen.
Die „arischen“ Mitglieder des Orchesters bleiben in Auschwitz:
Jozefa Maria Bielakowska, Henryka Brzozowska, Stefania Buchalska, Sofia Cykowiak, Sofia Czajkowska, Helena Dunicz, Jadwiga Kollak, Irena Lagowska, Maria Langenfeld, Kazimiera Malys, Maria Mos, Ewa Stojowska, Irena Walaszyk, Jadwiga Zatorska.
Die Mitglieder des Mädchenorchester kommen in Bergen Belsen zunächst in Zelten unter, die aber bei einem heftigen Sturm zusammenbrechen, so dass sie in Wehrmachtsbaracken kommen.
Violette Silberstein und Claire Monis werden zu Kapos ernannt.
Zwangsarbeit in der Weberei.
Januar 1945 Ankunft zweier „arischer“ Musikerinnen in Bergen Belsen: Ewa Stojowska, Stefania Buchalska
Ewa Stojowska wird Blockälteste von Block 201
Charlotte Croner, Julie Stroumsa und Ibolya sterben in Bergen-Belsen
15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen
14.6.1945 Liste deutscher Jüdinnen in Bergen Belsen mit Mitgliedern des Mädchenorchesters:
Ruth Basinski, Hilde Grynbaum, Charlotte Grunow, Elga Schiessel; Renate und Anita Lasker, Sylvia Wagenberg, Carla Wagenberg;
Weitere Jüdinnen auf dieser Liste
Hannelore Grünberger, Lotte Joseph, Sara Landsberg, Hildegard Mayer, Margot Rosenblatt
ebenfalls in Bergen Belsen aus dem Mädchenorchester
Helen Dunicz, Flora Jacobs, Fanny Kornblum, Regina Kuperberg, Elsa Miller, Claire Monis, Helene Rounder, Rachela Selmanowitz
1945 Rückkehr der Geschwister nach Saloniki;
Yvette singt in Nachtclubs für allierte Soldaten und lernt hier James Lennon kennen
1947 Heirat in Saloniki mit Ehemann James
1947 Umzug mit Ehemann James nach London;
22.4.1950 Ankunft von Bruder Michael auf der SS NEA HELLAS von Griechenland in New York
1951 Schwester Lili nach New York

22.-27.10.1952 mit Ehemann James auf der SS QUEEN ELIZABETH von Southampton nach New York
Gedenken
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Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81967955
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/555609
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/555610
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 8230); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7821); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Serie eines autobiografischen Berichts von Lili Bernstein 1960 in der Zeitung „News of the World“
http://thegirlsintheauschwitz.band/
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939