Silberstein Violette

Violette Fiorica Silberstein

Künstlername „Violette Ford“

*9.11.1925 in Petrosani, Rumänien; ✡ 28.1.2014 in Paris

Staatsangehörigkeit französich

Religion jüdisch

Vater Anton Silberstein *1900 in Szamosújvár; ✡1943 in Auschwitz

Mutter Rosalia Sophie Majer *1903 in Petrosani; ✡ 2.7.1943 in Auschwitz

Geschwister

Beruf Studentin; Fotografin; Sängerin

Adressen Petrosani; Lille, Rue Cabanis; Boulogne.sur-mer; Le Havre

Heirat Jacquet

Kinder zwei

Weiterer Lebensweg

1928 Einwanderung der Familie nach Frankreich

7.12.1938 Einbürgerung in Frankreich

1.7.1943 verhaftet im Versteck in Lille, verraten vom Schwarzmarkt-Geliebten der Tante

Festgesetzt im Loos-Gefängnis in Lille;

23.7.1941 Verbringung in die Caserne Dossin in Mechelen

31.7.1943 Violette Silberstein auf Transport XXI, Zug 901-16  zusammen mit den Eltern sowie Helene Wiernik und Fanny Kornblum auf Transport 21 mit 1553 Juden von Mechelen ins KL Auschwitz

2.7.1943 An der Rampe in Auschwitz wird sie zur Zwangsarbeit selektiert und bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 51937, Helene Wiernik die Nr. 51887, Fanny Kornblum die Nr. 51859  in den linken Unterarm tätowiert. Die Mutter wird in die Gaskammer geschickt.

Violette Jacquet-Silberstein schreibt über die brutale Aufklärung der Ermordung der Mutter:

Pour ma mère, je l’ai su dès le premier jour. Quand je l’ai interrogée, la femme qui nous tatouait m’a montré les deux cheminées, au loin. J’ai demandé si elle travaillait à l’usine. Elle m’a répondu : « Une usine de mort. » Et elle m’a expliqué.“

„Was meine Mutter betrifft, wusste ich es vom ersten Tag an. Als ich sie fragte, zeigte mir die Frau, die uns tätowierte, die beiden Schornsteine ​​in der Ferne. Ich fragte, ob sie in der Fabrik arbeite. Sie sagte: „Eine Fabrik des Todes. » Und sie erklärte es mir.“

1086 werden sofort in die Gaskammern geführt; nur 42 überleben

Das Mädchenorchester in Auschwitz

Auf Betreiben der SS-Oberaufseherin des Frauenlagers Maria Mandl beruft Lagerkommandant Rudolf Höss eine Versammlung der Kapo’s von Auschwitz-Birkenau ein, mit dem Auftrag, nach geeigneten Mitgliedern für ein zu gründendes Frauenorchester zu suchen, als Pendant zu dem bereits bestehenden Männerorchester.

Maria Mandl, beauftragt Zofia Czajkowska weitere Mitglieder zu suchen, ihr gelingt es aber nur, vier weitere Musikerinnen zu rekrutieren: Stefania Baruch, Danuta Kallakova, Maria Mos, Jadwiga Zatorska

Ab April 1943 dürfen auch jüdische Musikerinnen aufgenommen werden

Esther Loewy/Bejarano berichtet über die Aufstellung des Mädchenorchester von Auschwitz im April 1943, die ersten jüdischen Mitglieder

„Als dann die Dirigentin, Zofia Czajkowska eines Tages bei den Blockältesten nach Musikerinnen suchte, wurden meine Freundinnen Hilde Grynbaum, Sylvia Wagenberg und ich vorgeschlagen… Auch meine Freundinnen wurden akzeptiert, Hilde als Geigerin, Sylvia als Flötistin, und so zogen wir drei in die Baracke, in der die Musiker schliefen, die sogenannte Funktionsbaracke.“

Der Block trug die Nummer 12, ab Herbst 1943 Nummer 7 im Frauenlagerblock BI

Anfang Mai Ruth Basinski und Charlotte Grunow folgen als weitere Musikerinnen aus dem 37. Osttransport

Juni 1943 offizieller Arbeitsbeginn des Orchesters.

August 1943 Alma Rose übernimmt die Leitung des Mädchenorchesters, Zofia Czajkowska wird Blockälteste in der „Funktionsbaracke“

September 1943 Alma Rose nimmt sie als 3. Geige nur „auf Probe“ ins Orchester

4. 4.1944 Tod von Alma Rose (*3.11.1906 in Wien, ✡4.4.1944 in Auschwitz aus ungeklärter Ursache)

Sie erkrankt in Auschwitz an Typhus.

April 1944 Sonia Winogradowa wird neue Leiterin und verlangt den Ausschluss der jüdischen Musikerinnen

„Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“

18.8.1944 sie steht auf der Liste „Laboruntersuchungen des SS-Hygiene-Instituts Auschwitz, betreffend Urin-, Blut-, Stuhl- und Sputumproben sowie Rachenabstriche von Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz“

Insgesamt 23 Orchestermitglieder, u.a.:

Helene Dunicz, Jadwiga Zatorska, Fanny Kornblum, Lilly Mathe, Kazimiera Malistowa (Malys), Maria Mosa, Regina Kuperberg, Eva Benedek, Fanny RubakCharlotte Grunow, Olga Losowa,  Lola Croner, Helene Rounder, Bronia Labusa, Sonia Winogradowa, Maria Galewa.

Diese Tests erfolgen vermutlich vor einer geplanten Verlegung der Frauen in die Kleiderkammer im privilegierten Lagerbereich „Kanada“.

30.10.-1.11.1944 Verlegung von etwa 30 Mitgliedern des Mädchenorchesters aus dem KL Auschwitz nach Bergen-Belsen

Die Mitglieder des Mädchenorchester kommen zunächst in Wehrmachtszelten unter, die aber bei einem heftigen Sturm zusammenbrechen, so dass sie in Baracken kommen.

Zwangsarbeit in der Weberei. Violette Silberstein und Claire Monis werden zu Kapos ernannt.

Januar 1945 Ankunft zweier „arischer“ Musikerinnen in Bergen Belsen: Ewa Stojowska, Stefania Buchalska

Ewa Stojowska wird Blockälteste von Block 201

15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen

Zwangsarbeit in der Weberei.

Charlotte Croner, Julie Stroumsa und Ibolya sterben in Bergen-Belsen

15.4.1945 Befreiung durch die Royal Army in Bergen Belsen

14.6.1945 Liste deutscher Jüdinnen in Bergen Belsen mit Mitgliedern des Mädchenorchesters:

Ruth Basinski,  Hilde Grynbaum, Charlotte Grunow, Elga Schiessel; Renate und Anita Lasker, Sylvia Wagenberg, Carla Wagenberg;

Weitere Jüdinnen auf dieser Liste

Hannelore Grünberger, Lotte Joseph, Sara Landsberg, Hildegard Mayer, Margot Rosenblatt

ebenfalls in Bergen Belsen aus dem Mädchenorchester

Helen Dunicz, Flora Jacobs, Fanny Kornblum, Regina Kuperberg, Elsa Miller, Claire Monis, Helene Rounder, Rachela Selmanowitz

24.5.1945 Rückkehr nach Frankreich

Engagements als Chansonsängerin in Restaurants und Bistros an der Cote d‘Azur Frankreich; dort wird sie oft von Helene Rounder besucht.

1970 in Toulon Restaurantbesitzerin, Ungarisches Restaurant

2005 Edition der Biografie „Les sanglots longs des violons“, Oskar Editions

März 2009 Wohnung in der „l’Institution nationale des invalides“

28.1.2014 Tod in Paris

Gedenken/Ehrungen

Chevalier de la Légion d’honneur

20.5.1999 Page of Testimony für die Eltern von Cousine Rita Rosenthal

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81967955

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/555609

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/555610

Fania Fenelon, Das Mädchenorchester von Auschwitz; 1981

Violette Jacquet-Silberstein, „Les sanglots longs des violons“, Biografie, Oskar Editions, 2005

Serie eines autobiografischen Berichts von Lili Bernstein 1960 in der Zeitung „News of the World“

https://kazernedossin.memorial/herdenken/in-memoriam/?pdb_id=78784

http://thegirlsintheauschwitz.band/

https://yvng.yadvashem.org/ad

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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