
Werner Elsberg
*9.11.1914 in Hamm; ✡ vor 1944 in Minsk
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch

Vater Albert Elsberg *26.4.1877 in Hamm; ✡ vor 1944 in Minsk

Mutter Carla Klara Zinner *12.11.1889 in Hamburg; ✡ vor 1944 in Minsk
Großeltern Elias und Rahel Elsberg
Großeltern Friedrich Zinner und Bertha
Geschwister
Ruth Elsberg *12.2.1920 in Hamm; oo Peretz Hichenberg (1914-2006); Sohn Aharon Eljakim Tura
Beruf Gärtner
Adressen Hamm; Hamburg Eppendorf, Beim Andreasbrunnen 7II; Jessen Ellguth;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Novemberpogrom
Hamburg Eppendorf, Beim Andreasbrunnen 7II; Grindelberg 74 I
1939 Schwester Ruth Elsberg nach England
17.5.1939 Werner Elsberg auch bei den Eltern in Hamburg Eppendorf, Beim Andreasbrunnen 7II bei der Minderheitenzählung registriert
Der Suizid von Martin Frankenstein
Frühjahr 1939 Nach zwei gescheiterten Fluchtversuchen nach Belgien fand der Onkel Martin Frankenstein (* 4.7.1872) in Hamburg eine letzte Zuflucht bei Schwager Albert Elsberg
18.7.1939 Suizid von Martin Frankenstein mit Veronal (Barbiturat)
19.7.1939 Tod von Martin Frankenstein im Israelitischen Krankenhaus in der Eckernförder Straße
Jessen Mühle
17.5.1939 Werner Elsberg im Jüdischen Lehrgut Jessen-Mühle, Ellguth, Klein Schnellendorf bei der Minderheitenzählung
Das Hachschara-Lehrgut Jessen Mühle bei Sorau in der Niederlausitz bestand in der Zeit von 1932 – 1943; Träger war die Jüdische Jugendhilfe. Hier wurden für jeweils etwa 30 Chawerim, jugendliche Pioniere des Hechaluz über einige Monate in verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten, in Hauswirtschaft und in Landwirtschaft zur Vorbereitung auf die Alija ausgebildet (Erstausbildung und Mittlere Hachschara für 14-18 -Jährige)
1938 war Wolfgang Berger Leiter von Jessen Mühle
Polenaktion
28.10.1938 Bei der „Polenaktion“ wurden auch polnischstämmige Chaluzim abgeschoben. Brunhilde Hoffmann, später Dina Cohen kam im September 1938 nach Jessen, sie schreibt:
„In der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 1938 wurden im Rahmen der „Polenausweisung“ auch in Jessen Jugendliche und Erwachsene mit polnischer Staatsangehörigkeit verhaftet. … Wir haben Glück gehabt, denn der Bürgermeister von Jessen war sehr anständig und wir sind unbehelligt geblieben.“
Novemberpogrom
10.11.1938 Überfall der Gestapo auf Gut Ellguth; alle erwachsenen Männer nach Buchenwald, so auch Hans Baum aus Herne
Die Gestapo-Nebenstelle in Forst verlangte die Schließung der beiden nur zwei Kilometer voneinander entfernten Lager in Schniebinchen und Jessen. Vom RSHA in Berlin wurde dem nicht stattgegeben, so dass der Betrieb bis zur Schließung 1941 weitergehen konnte.
6.11.1939 Verlegung der über 14 Jahre alten 23 Schüler aus dem Internat der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem unter der Leitung von Musiklehrer Klaus Glücksmann und Gertrud Weil als Madrichim zur Hachschara nach Jessen-Mühle.
1939 -1941 Hans Wolfgang Cohn als Nachfolger von Wolfgang Berger Leiter des Hachscharazentrums Jessen-Mühle bei Sommerfeld in der Niederlausitz zusammen mit Gertrud Weil als Madrichim die Leiter von Jessen
Walter Keschner/Ze’ev Keschet schreibt über die Madrichim Hans Cohn und Trude Weil:
„Jessen Mühle 1940, der große Schlafsaal der Jungen, über dem Generator. Die Tür im Fußboden des oberen Stockwerkes öffnet sich, und die beiden Madrichim Trude Weil und Hawo kommen herunter aus dem Mädchenstockwerk, um uns gute Nacht zu wünschen. Es war nicht einfach nur ein Gute-Nacht-Wunsch, sondern es wurden jedem Chawer ein paar aufbauende Worte gesagt, kleinen Beichten zugehört – über Anpassungsschwierigkeiten, das gemeinschaftliche Leben, Dinge zwischen einem Jungen und einem Mädchen oder einfach so kurze tröstende Gespräche.“
„Umgestellt auf ‚Arbeitseinsatzbetrieb‘“
7.5.1941 Hans Wolfgang Cohn mit den neun Chawerim Benjamin Feingersch, Peter Fliess, Walter Keschner, Assi Lerner, Gerhard Maschkowski, Roman Neger, Jakob Rosenbaum, Hans Rosenthal und Peter Sieburth sowie drei Chaweroth Rita Fränkel, Jutta Kleczewski und Inge Wolff (insgesamt 12) aus Jessen in das Lehrgut Neuendorf im Sande;
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.
Das Zwangsarbeitslager Jessener Mühle soll erst 1943 geschlossen worden sein. Die verbliebenen Chaluzim wurden in die Arbeitseinsatzlager nach Eichow (bei Cottbus) und nach Neudorf bei Frankfurt/Oder eingewiesen.

8.11.1941 Deportation von Werner Elsberg von Hamburg nach Minsk
Gedenken
2.10.1955 Pages of Testimony für Werner und die Eltern von Schwester Ruth Tura
Quellen
Friedel Homeyer; Hrsg. Landkreis Hannover, Gartenbauschule Ahlem 1893-1979; 1980
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de858629
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de858611
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de858620
https://www.mappingthelives.org
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019