Harry Siegwart Litten
*20.2.1910 in Posen; ✡ 26.5.1948 in Naharija im Unabhängigkeitskrieg;
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Richard Raphael Litten *5.8.1875 in Schneidemühl; ✡1.1.1940 in Berlin
Mutter Gertrud Loewy *29.6.1885; ✡ 16.6.1942 in Sobibor/Majdanek
Tante Gertrud Litten *4.3.1879 in Schneidemühl; 11.2.1942 in Berlin
Geschwister
Manfred Rolf Litten *20.1.1909 in Posen; ✡ 28.2.1945 in Auschwitz (?); Shoshana Jansje Serlui (1911 in Amsterdam; 24.5.1945)
Beruf Lehrer
Adressen Posen; Berlin; Belgien; Amsterdam, Plantage Doklaan; Wieringermeer
Heirat Ruth Baruch *6.8.1904 in Znin; 22.10.1987 in Naharija
Ruth Baruch war zuvor in Böhrigen mit Max Johann Frank (*1894) verheiratet
Kinder
Eytan Litten/Lotan * 21.4.1947; 11.8.1995
Neffe

Gideon Leo Litten/ Lotan *7.8.1936 in Danzig; oo Dvora Rozen
Weiterer Lebensweg
Umzug mit den Eltern von Posen nach Berlin
Vor Dez. 1935 Flucht von Harry Litten nach Belgien
24.12.1935 von Belgien angemeldet in Amsterdam, Plantage Doklaan
19.2.1936 Einreise von Ruth, Max, Ursula und Bernd Frank auf der SS TEL AVIV in Haifa
17.5.1939 Beide Eltern Litten in Berlin, Waitzstraße 14 bei der Minderheitenzählung
17.5.1939 TanteGertrud Litten in Berlin, Hospital der jüdischen Gemeinde, Schulstraße 78 bei der Minderheitenzählung
Joodse Werkdorp Nieuwe Sluis
6.8.1936 Harry Litten zur Hachschara ins Joodse Werkdorp Wieringermeer
Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)
Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.
Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs


1.1.1938 Harry Litten auf der Mitgliederliste des Hechaluz im Werkdorp
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Ca 1935 Manfred und Shoshana Litten als Leiter in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der BACHAD, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Manfred und Shoshana Litten scheiden aus als Betriebsleiter von Steckelsdorf
Umzug nach Danzig; Manfred Litten Lehrer an einer Jeshiva in Danzig
7.8.1936 Geburt von Neffe Gideon in Danzig
Januar 1939 bis zur Auflösung am 23.4.1943 Manfred Litten in der 1937 eingerichteten Jugendfarm „Catarinahoeve“ in Gouda, Ridder v. Catsweg 61 zusammen mit Ehefrau Shoshana

hinten von links Claes Schönfeld, Heinz Friedmann, 5. Sjal Weis, 9. Judith Herzberg; außerdem
Jette Aalsveld, Herbert Asch, Gabriel Cohen, Isaac Nico Goudsmit, Abraham Hamburger, Fritz Adolf Heinemann, Martijn Koppel, Leib Laub, Ernst Simon Oppenheim, Franz Hermann Selig Plato, Henriette Roos, Israel Tiefenbrunner
Manfred Litten gab Unterricht und veranstaltete Gottesdienste für die Chaluzim.
Shoshana schloss sich dem Widerstand um Joop Westerweel an, sie stand in Kontakt mit Joachim „Shushu“ Simon, Madrich in Loosdrecht. Sie beschaffen den Chaluzim von „Catarinahoeve“ falsche Papiere, um das Untertauchen zu ermöglichen.
Die drei Familienmitglieder des Ehepaar Litten tauchen auch unter, jeder an einer anderen Adresse. Ihre Eltern wurden im Versteck ertappt und abgeschoben, die Ehefrau bei einer Kontrolle am Bahnhof in Utrecht.
3.5.1943 Manfred Litten mit Ehefrau und Sohn in das Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork
Unterbringung in Baracke 82
Jaap Polak berichtet über Westerbork, dass Manfred Liiten in einer Baracke eine Ansprache hielt anlässlich Tu Bishvat, Neujahrsfest der Bäume, auch Chag Ha’illanot
4.9.1944 Transport mit Ehefrau über Bergen-Belsen nach Theresienstadt
1.10.1944 Manfred Litten mit Ehefrau deportiert auf Transport Em von Theresienstadt nach Auschwitz
Sohn Gideon überlebt im Versteck bei einer niederländischen Familie in Amersfort
Alija Beth auf der SS DORA
1.1.1938 Harry Litten noch im Werkdorp auf der Mitgliederliste des Hechaluz
Juli 1939 76 Werkdorper aus dem Werkdorp Nieuwesluis nach Amsterdam zur Alija Beth auf der SS DORA
16.7.1939 Boarding mit 183 Chaluzim in Amsterdam auf der zur Alija Beth von den Mossad-Agenten Jehuda Berginski, Gideon Ruffer und Shmarya Tzameret gekauften SS DORA nach Palästina; 29 Chaluzim gehören zum Misrachi/Dath Waäretz aus Beverwijk und Franeker. In Franeker waren zuvor:
Hijman Bekker, Ruth Braun, Flip Cohen, Sara Dinner, Ernst Förder, Meir Frijdman, Leopold Siegfried Jacob, Walter Oppenheimer, Herman Riez, Jacob und Mietje Roodveldt, Isaac Rooz, Horst Schelasnitzki, Marcus Segal, Max Stoppelmann.
16.7.1939 1939 5 Uhr morgens Boarding der acht verspätet aus Enschede kommenden Agudas- Chaluzim Rosa Appel, Elie Daube, Heinemann Gutmann, Issy Hirsch, Saul Lampelz, Bernhard Rosen, Rubin Rottenberg, Adolf Sanders.
17.7.1939 Zustieg von etwa 200 weiteren Chaluzim in Antwerpen auf das Alija Beth Schiff SS DORA
17.-19.7.1939 Verzug in Vlissingen (Flushing)
12.8.1939 Ankunft der SS DORA in Palästina; die Chaluzim werden am Strand von Shefayim in der Nähe von Tel Aviv mit Booten illegal ins Land gebracht
14.5.1948 Unabhängigkeitserklärung Israels durch David Ben Gurion
26.5.1948 Tod von Harry Litten in Naharija im Unabhängigkeitskrieg
Gedenken
1947 Errichtung des Westerweel Denkmals durch überlebende Chaluzim am Berg Efraïm in Galiläa Hier findet sich auch der Name Sjosjana Litten.
Grabstein auf dem Naharija Friedhof für Harry und Ruth Litten
Grabstein für Eytan Lotan auf dem Sde Yehoshua (Kfar Samir) Cemetery, Haifa
2.5.1955 Pages of Testimony für Manfred und Gideon von Steckelsdorf Madrich Ezriel. Sigmar Bromberger
Quellen
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Litten%22%7D
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de2033616
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1109623
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.mappingthelives.org
http://danielabraham.net/tree/related/dora/
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936, Gemeinde Barsingerhorn, Archiv Alkmaar
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]